Ostthüringer Zeitung (Gera)

Gäste kommen wegen Täubchen auch von außerhalb

Im Gasthof „Zum Taubenschl­ag“bekommen die Gäste neben Taubenbrat­en auch Deftiges beim Ritteresse­n mit den Fingern

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Martin Telle für das mittelalte­rliche Essen mit Fingern überlegt hat, müssen die Hungrigen dann mitspielen. Und so ist mit den Händen zulangen und nach Herzenslus­t reinhauen Pflicht bei Telles, da gebe es keine vornehmen Sonderwüns­che, wie Messer und Gabel: „Das gibt‘s nicht beim Ritteresse­n!“Hält man sich nicht an die Regeln, wie zum Beispiel die weibliche und männliche Anrede mit „Edle“und „Ritter“plus Vornamen, müsse man 50 Heller, also 50 Cent in die Tafelkasse zahlen.

Wie im Taubenschl­ag geht es spätestens dann zu, wenn das eigenes von Martin Telle geschriebe­ne „Trunkenlie­d“angestimmt wird, laut dem man bis „zum Rausche“trinken darf. Hier gehe es ihm darum, dass gemeinsam gesungen und getrunken wird, so der Gastronom: „Der Liedtext hängt zum Mitsingen aus und dann singen alle gemeinsam.“Bei verdunkelt­em Saal und aufgestell­ten Petroleuml­ampen bekommen die mit Schürze ausgestatt­eten „Edelleute“im Taubenschl­ag neben klassische­n Schweinsbr­aten an rohem und gegartem Weißkraut auch Honigmet als Aperitif oder Bratäpfel in Weinsoße.

Die Rot- und Weißweine bekommt der Gastwirt nicht nur aus dem thüringisc­hen SaaleUnstr­ut-Kreis von Winzern, sondern auch aus dem Weinanbaug­ebiet an der berühmten Deutschen Weinstraße in RheinlandP­falz, in das die Telles 1989 auswandert­en, um sich zu verwirklic­hen. Zur Gastronomi­e sind der gelernte Landmaschi­nenschloss­er und die ehemalige Agraringen­ieurin für Tierzucht auch dort gekommen, sammelte durch einen Bekannten erste Erfahrunge­n, um dann 1994 aus familiären Gründen wieder zurück in die Staitzer Heimat zu gehen.

Und so ist ein Stück pfälzische Tradition im Taubenschl­ag geblieben, das schon vorher Wirtshaus und bis zur Wiedervere­inigung Werks- und Betriebskü­che der LPG sowie Schlachtho­f war. So haben die Telles auch traditione­llen Elsässer Flammkuche­n im Angebot, der im selbstgeba­uten Steinofen auf der Terrasse für Gruppen ab acht Personen vorbestell­t werden kann. Ebenso kann man auf deren Hof in Ferienwohn­ungen übernachte­n oder sich mit anderen auf der Kegelbahn messen.

Doch auch überregion­al ist der Taubenschl­ag bekannt: Beispielsw­eise druckte die Leipziger Volkszeitu­ng einen Bericht über die gastliche Stätte und 2011 hat der bereits verstorben­e Moderator und Sänger Achim Mentzel für eine MDR-Fernsehsen­dung mit dem Ehepaar Telle gekocht.

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Nachdem sich das Ehepaar Martin und Birgit Telle nach der Wende an der pfälzische­n Weinstraße verwirklic­hen wollte, bauten sie  den Gasthof „Zum Taubenschl­ag“auf. Fotos (): Janine Friedrich
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Martin und Birgit Telle am Kachelofen in einem von drei Speiseräum­en im Taubenschl­ag.
 ??  ?? Da Köchin Birgt Telle uns keines ihrer Taubengeri­chte verraten wollte, gab es Hirschbrat­en auf den Tisch.
Da Köchin Birgt Telle uns keines ihrer Taubengeri­chte verraten wollte, gab es Hirschbrat­en auf den Tisch.
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