Hirte beklagt Bevormundung durch Westdeutsche
Gera. Der neue Ostbeauftragte der Bundesregierung, der Thüringer Bundestagsabgeordnete Christian Hirte, fordert 28 Jahre nach dem Fall der Mauer ein neues Selbstbewusstsein der Ostdeutschen, um ihre Interessen gegenüber den westlichen Bundesländern besser als bisher durchsetzen zu können. „Es gibt keinen Grund für die Ostdeutschen, sich politisch zu verstecken“, sagt Hirte im Interview mit der Ostthüringer Zeitung.
So sollten die Bundestagsabgeordneten aus dem Osten in Zukunft auch ihre „Sperrminorität“nutzen, um ostdeutsche Ziele durchzusetzen. Ohne die Ost-Abgeordneten von CDU und SPD hat die große Koalition von Angela Merkel keine Mehrheit im Bundestag. Dazu würden sich die ostdeutschen CDU-Landesgruppen in Zukunft „besser abstimmen“, um mit der CSU-Landesgruppe oder den CDU-Abgeordneten aus Nordrhein-Westfalen „auf Augenhöhe“zu sein.
Hirte stellt klar, dass die Ostdeutschen keineswegs als „Jammerossis“wahrgenommen werden wollten. Gleichzeitig seien aber die „Besserwessis“auch fast drei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung „nicht ausgestorben“.
Hinter den Vorurteilen der Westdeutschen gegenüber den Ostdeutschen, so Hirte, „steht eine kulturelle Überheblichkeit, die mancher im Westen noch zur Schau stellt“. Und weiter: „Viele Ostdeutsche empfinden das als kulturelle Bevormundung und Überformung durch den Westen.“
Tatsächlich aber hätten die Ostdeutschen „gelernt, aus dem Zusammenbruch eines ganzen Staates auch Stärke, Ideenreichtum und Kreativität zu generieren“.
Hirte schlägt zudem vor, die gerade in Planung befindliche Bundesfernstraßengesellschaft mit mehreren Tausend Mitarbeitern in einem ostdeutschen Bundesland anzusiedeln. Um dies anzuregen, wird er „das gesamte Bundeskabinett“anschreiben: „Ich sehe nicht, was gegen einen Sitz in einem ostdeutschen Bundesland sprechen sollte.“
Der neue Ostbeauftragte der Bundesregierung will neue Bundesbehörden wie die geplante Bundesfernstraßengesellschaft in die neuen Bundesländer holen.