Späte Diagnose, großes Risiko
Studie des Universitätsklinikums Jena untersucht, wo HIV-Tests gemacht werden und wie die Prognose für Patienten ist
zur Arbeit gegangen sind; ich nicht, weil ich mit einer Grippe zu Hause bleiben musste. Bei einer HIV-Infektion ist das nicht so einfach zu erkennen, weil Betroffene über viele Jahre von dieser Infektion nichts merken und sich gesund fühlen. Anhand des CD4-Werts können Ärzte einschätzen, wie weit die Infektion fortgeschritten und wie hoch das Risiko für eine Aids-Erkrankung ist.
In Ihrer Studie haben Sie verschiedene HIV-testende Einrichtungen in Ostdeutschland und München untersucht, um herauszufinden, wie hoch der CD4-Wert dort ist. Was war der Anlass?
Diese Studie ist aus der Not heraus entstanden, weil Menschen mit einer HIV-Infektion in Thüringen häufig zu spät Zugang zu einer Therapie bekommen, das heißt über viele Jahre nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind. Dafür wollten wir eine Lösung finden. Wer Patienten mit HIVInfektionen betreut, kann mit geringem Aufwand sehr viel erreichen, wenn die Patienten früh gefunden und behandelt werden – das heißt mit hohem CD4Wert. Dies ist vergleichbar mit einem kontrollierten Fallschirmsprung, bei dem sich der Schirm hoch oben in der Luft öffnet und den Springer sicher zu Boden trägt. Mit einer HIVInfektion kann man auf diese Art in Deutschland ohne gesundheitliche Einschränkungen eine normale Lebenserwartung haben.
Anders ist es aber, wenn die HIV-Infektion spät festgestellt wird. Dann ist der CD4-Wert oft sehr niedrig. Die Öffnung des Fallschirmes in geringer Höhe bringt oft keine ausreichende Sicherheit mehr. Leider kann die Diagnose der HIV-Infektion bei einem hohen Anteil unserer Patienten nicht früh genug gestellt werden. Jetzt haben Sie herausgefunden, dass bei Diagnosen in der Aids-Hilfe der CD4-Wert der Patienten höher liegt als in Krankenhäusern. Warum ist das so?
Die Aids-Hilfe agiert sehr nahe an den betroffenen Risikogruppen. Wir Ärzte in den Krankenhäusern und niedergelassenen Praxen müssen warten, bis der erkrankte Patient zu uns kommt. Erst dann können wir reagieren und einen HIV-Test veranlassen. Nur die Aids-Hilfe kann frühzeitig und gezielt Risikogruppen ansprechen.
Muss man die Aids-Hilfe stärken?
Wenn man betrachtet, wo HIV derzeit am erfolgreichsten getestet werden kann, lautet die Antwort: Ja. Eine andere Strategie wäre die Stärkung des HIVTests in der Hausarztpraxis. Aids-Erkrankungen und späte Diagnosen, die erst im Krankenhaus erkannt werden, sollten wir am besten in der Kombination von verschiedenen Strategien für die Zukunft vermeiden. Was haben Sie noch in der Studie herausgefunden?
Mit der Studie wollten wir herausfinden, wo wir HIV-Patienten mit hohem CD4-Wert finden. Dafür haben wir Daten aus 2014 verwendet – 289 Datensätze, darunter 50 aus München und 239 aus Ostdeutschland. Die Annahme war zunächst, dass Patienten, die in ostdeutschen Hausarztpraxen getestet werden, in einem deutlich besseren gesundheitlichen Zustand sind als jene, die im Krankenhaus getestet werden – für München ist dies auch der Fall. Aber in Ostdeutschland ist der Unterschied nur sehr gering. Hier sind es besonders die Gesundheitsämter und die Aids-Hilfen, die die Patienten früher finden. Der Vergleich zwischen Ostdeutschland und München hat auch gezeigt, dass wir bei den Tests in Ostdeutschland die Patienten generell erst später finden als in München – egal, welche Institution den Test veranlasst. In Ostdeutschland hat bei der HIVDiagnose knapp jeder Fünfte bereits eine Aids-definierende Erkrankung. In München ist dies bei weitem nicht der Fall. Man kann bislang nicht beantworten, ob die beobachteten Differenzen wirkliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland sind oder ob es sich eher um Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Regionen in Deutschland handelt.
Vielen ist der Unterschied zwischen HIV und Aids nicht bekannt. Bitte erklären Sie es kurz.
HIV ist eine Virusinfektion. Aids ist eine erworbene Immunmangelerkrankung, die schon bekannt war, bevor die virale Ursache Anfang der 1980er-Jahre gefunden wurde. Bei immungesunden Menschen tauchen diese Erkrankungssymptome nicht auf. Aids geht zum Beispiel einher mit Gewichtsverlust, chronischen Durchfällen, Lungenentzündungen oder Tumoren. Einige Betroffene sind zum HIV-Infektionszeitpunkt akut krank, ähnlich wie beim Pfeifferschen Drüsenfieber, und genesen dann aber wieder. Es kann viele Jahre dauern, bis der CD4Wert von Normalwerten auf kritisch niedrige Werte absinkt. Erst dann entsteht Aids.
Die Zahl der HIV-Neuinfektionen geht seit einigen Jahren wieder hoch.
Das ist nicht ganz richtig. Sie ist aber auch nicht rückläufig und hierin liegt das Problem. Die Zahl der Neuinfektionen liegt in Deutschland bei etwa 3100 pro Jahr. Einen deutlichen Anstieg gab es zwischen den Jahren 2000 und 2006. Seitdem ist die jährliche Rate der Neuinfektionen mit geringen Schwankungen unverändert hoch. Erstaunlich ist, dass die Neuinfektionsrate Ende der 1990er-Jahre bei unter 2000 Fällen pro Jahr lag.
Warum ist das so? Man könnte meinen, dass die Menschen sensibilisiert sind für das Thema HIV.
Ich bin Jahrgang 1977 und habe im Schulunterricht sehr eindrücklich erfahren, dass HIV eine sehr ernst zu nehmende Infektionskrankheit ist, vor der nur die Verwendung von Kondomen schützt. Heutzutage wird anders darüber gesprochen. Im Vordergrund steht meist die Botschaft, dass sich HIV gut behandeln lässt. Auf diese Weise verliert die Krankheit ihr schreckliches Gesicht, das sie aber nach wie vor auch hat. Denn natürlich ist HIV noch immer unheilbar und kann auch heutzutage bei unzureichender Therapie tödlich enden. Bei einer frühzeitigen Diagnose können Betroffene jedoch einen normalen Alltag mit hoher Lebensqualität und -erwartung führen. Bei gutem Wetter können die typischen astronomischen Objekte des Winter- und Frühlingssternhimmels beobachtet werden. Ausschließlich bei gutem Wetter werden am Holzmarkt transportable Teleskope aufgestellt. „Bürgersteig-Astronomie“nennt sich diese Aktion.
Die Sternwarte im Jenaer Forst ist ebenfalls bei gutem Wetter geöffnet. Das 50-Zentimeter-Spiegelteleskop befindet sich etwas außerhalb und ist von der Innenstadt aus in etwa 30 Fußminuten zu erreichen.
Die Stadt Jena unterstützt den Astronomietag, indem sie die Straßenbeleuchtung im Jenaer Stadtzentrum, in Jena-Süd, JenaWest und Lichtenhain sowie in Jena-Ost bis Steinborn und JenaNord bis Eule abschaltet. Auch Geschäftsinhaber um den Holzmarkt können die Licht-Aus-Aktion unterstützen.