Zwischen Kaiserreich und Republik
Als Konservativer war Clemens von Delbrück einer der Väter der Weimarer Verfassung. Die Unibibliothek Jena widmet ihm eine Ausstellung
(1772–1848), ein Großonkel, berät das preußische Königshaus. Onkel Adelbert Delbrück (1822–1890) gründet die Deutsche Bank, sein Sohn Ludwig sitzt im Aufsichtsrat bei Krupp und ist Privatbankier von Kaiser Wilhelm II. Max Delbrück (1906–1981), Sohn von Cousin Hans Staatssekretär im Reichsamt des Inneren und ist damit ranghöchster Innenpolitiker des Reiches.
Zwar versteht sich Delbrück als konservativer Monarchist. Für den Ersten Weltkrieg entwirft er das Programm zur wirtschaftlichen Mobilmachung Deutschlands und organisiert die Kriegswirtschaft. Daneben zeigt die Ausstellung aber auch, wie seine sozialpolitischen Initiativen, sein pragmatischer Umgang mit der SPD, seinen Reformüberlegungen zu Dreiklassenwahlrecht und Parlamentarismus oder seine Kritik an der Heeresleitung oft zu Konflikten mit den Konservativen führen 1916 wird er aus allen Ämtern entlassen.
Als nach Kriegsende im Reichsamt des Inneren unter Leitung von Hugo Preuß (1860–1925) ein neuer Verfassungsentwurf vorbereitet wird, wirbt Preuß um die Teilnahme Delbrücks. Den gegenseitigen Respekt belegt die ausgestellte Korrespondenz. Delbrück wird für die DNVP in die Nationalversammlung gewählt und von seiner Fraktion in den Verfassungsausschuss entsandt. Dort wird er einer der Väter des Verfassungswerkes. Die abgebildeten Zeichnungen von Hans Alexander Müller entstehen in den Sitzungspausen.
Seit Sommer 1916 lebt Clemens von Delbrück in Jena. Er übernimmt einen Lehrauftrag für Politik an der und wird Vorstand des Kriegsarchives der Universität Jena, dass allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg größtenteils von den Russen vernichtet wird. 1920 tritt er als Abgeordneter in den ersten Reichstag der Weimarer Republik ein. Unterstützung dafür kommt von einer Gruppe stiller Vernunftrepublik innerhalb der DNVP, die Delbrück auf die Thüringer Wahlliste setzt, so die Ausstellung. Konflikte mit der eigenen Partei seien weitaushäufiger gewesen als mit die mit der politischen Konkurrenz, so die Ausstellung. Eine Notiz aus dem Tagebuch des Jenaer Historikers Alexander Cartellieri (1867–1955) belegt Delbrücks sachliches politisches Handeln.