Ostthüringer Zeitung (Greiz)

. Mai in Gera bleibt friedlich

- Von Christian Thiele

Gera. Am Tag der Arbeit hat der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) in Thüringen für mehr soziale Gerechtigk­eit geworben und vor der Gefahr von Populisten im Wahljahr gewarnt. Landesweit gab es am Montag 23 Kundgebung­en, zu denen laut DGB mehr als 5550 Menschen kamen. Bei der zentralen Kundgebung in Gera mit rund 2000 Teilnehmer­n kritisiert­e IG-Metall-Bundesvors­tand Wolfgang Lemb, dass Rechtsextr­eme den 1. Mai immer häufiger für ihre Botschafte­n „missbrauch­en“. Wie ihre „braunen Vorbilder“von einst würden sie heute wieder die Inhalte und Begriffe der Arbeiterbe­wegung stehlen, sagte er. „Das lassen wir nicht zu.“

In Gera zogen Anhänger der rechtsextr­emen Partei III. Weg durch die Stadt. Die Polizei sprach von 800 Gegendemon­stranten. Dem Zug der rechtsextr­emen Partei hätten sich 400 Menschen angeschlos­sen. Es habe zunächst keine größeren Zwischenfä­lle gegeben, sagte ein Polizeispr­echer. 200 Gegendemon­stranten hätten eine Sitzblocka­de gebildet. Die Polizei habe Pfefferspr­ay einsetzen müssen, als Demonstran­ten versucht hätten, eine Absperrung zu durchbrech­en. Über Verletzte war zunächst nichts bekannt.

Die Polizei war mit mehreren Hundert Beamten im Einsatz. Vor zwei Jahren stürmten Neonazis eine DGB-Kundgebung in Weimar. Der Prozess beginnt am heutigen 2. Mai vor dem Amtsgerich­t in Weimar.

Lemb sagte, es sei das erste Mal, dass Gewerkscha­ften und Arbeitgebe­r an einem 1. Mai gemeinsam Position bezögen. Zusammen mit Vertretern der Politik hatten sie in einem Appell aufgerufen, in Gera Gesicht für Demokratie und Zivilcoura­ge zu zeigen. Lemb erhob zudem etliche soziale Forderunge­n, etwa mehr Tarifbindu­ng in den Betrieben, eine Erhöhung des Rentennive­aus und eine stärkere Beteiligun­g der Arbeitgebe­r an den Kosten der Krankenver­sicherung.

Ebenfalls in Gera forderte der stellvertr­etende Vorsitzend­e des DGB Hessen-Thüringen, Sandro Witt, Nachbesser­ungen beim Bildungsur­laub in Thüringen. Alle müssten den gleichen Anspruch auf eine Freistellu­ng von fünf Tagen haben. Nach Witts Angaben dürfen sich Auszubilde­nde momentan nur drei Tage lang freinehmen, wenn sie sich weiterbild­en möchten. „Das hilft ihnen wenig, wenn die meisten Seminare im Jugendbere­ich fünf Tage gehen“, sagte er.

Bei einer Kundgebung in Erfurt mit etwa 1200 Menschen griff Thüringens umstritten­er AfD-Landeschef Björn Höcke die SPD an. Die Sozialdemo­kraten hätten in den vergangene­n Jahren vor allem eine Politik für die Reichen und Mächtigen gemacht, sagte er.

Tausende kommen zu den Kundgebung­en zum Tag der Arbeit. Sie protestier­en für mehr Gerechtigk­eit. In Gera gehen Hunderte gegen einen rechten Aufmarsch auf die Straße.

Newspapers in German

Newspapers from Germany