Ostthüringer Zeitung (Greiz)

Realpoliti­k ist gefragt

- Von Bernd Hilder

Natürlich, er ist beileibe kein lupenreine­r Demokrat, wie einst Gerhard Schröder fantasiert­e. Er ist bestenfall­s ein Autokrat. Manches an seiner Herrschaft über Russland trägt diktatoris­che Züge, etwa wenn jegliche Opposition ausgeschal­tet wird, die ihm gefährlich werden könnte. Aber die Welt wird mindestens sechs weitere Jahre mit Wladimir Putin leben müssen. Deutsche Politiker können das beklagen, aber nicht ändern.

Deswegen sollte Deutschlan­ds Russland-Politik pragmatisc­her und realistisc­her werden. Trotz Annexion der Krim, Unruhestif­tung in der Ukraine und der noch unbewiesen­en Verwicklun­g Russlands in einen Giftgas-Anschlag in Großbritan­nien. Ein solcher außenpolit­ischer Kurswechse­l wäre von Vernunft gesteuerte Realpoliti­k, die aus der Mode ist, da viele westliche Politiker mehr von idealisier­ter Moral als von tatsächlic­her Verantwort­ung getrieben werden.

Zur Realpoliti­k würde gehören, die Nato militärisc­h zu stärken angesichts Moskaus Bedrohung der baltischen Staaten, aber gleichzeit­ig die Wirtschaft­ssanktione­n mit Ausnahme strategisc­her Güter aufzuheben, so wie das jetzt Thüringens FDP-Chef Thomas Kemmerich fordert. Denn die haben politisch nichts bewirkt und schaden wirtschaft­lich allen Seiten. Und wieso Sanktionen gegen Russland, aber keine gegen das Tibet unterdrück­ende undemokrat­ische China? Und warum noch immer viele sinnfreie EUMillione­n für die Türkei des Diktators Erdogan?

Newspapers in German

Newspapers from Germany