Ostthüringer Zeitung (Greiz)

Zu lange weggeschau­t

- Von Alexander Klay

Dicke Luft in 66 deutschen Städten, in der Luft zum Atmen ist teilweise deutlich mehr Stickoxid als seit 2010 noch erlaubt ist. Dass die EU-Kommission die Bundesrepu­blik wegen dieses Missstands irgendwann einmal verklagen wird, war abzusehen. Der Streit um die Luftbelast­ung tobt seit Jahren, die Klage wäre vermeidbar gewesen.

Bis die Richter zu einem

Urteil kommen, dürften Jahre vergehen. Gehandelt werden muss aber sofort. Und das nicht einmal wegen der Gefahr, die von zu hohen Stickoxid-Belastunge­n für Anwohner viel befahrener Straßen ausgehen kann. Es geht auch um den finanziell­en Schaden, den die Debatte um Dieselfahr­zeuge als Hauptverur­sacher hoher StickoxidW­erte angerichte­t hat. Millionen Autobesitz­er mussten massive Wertverlus­te ihrer Fahrzeuge hinnehmen, auch drohen ihnen Fahrverbot­e.

Die Ursache für das Stillhalte­n der deutschen Politik ist in einer äußerst freundlich­en Haltung gegenüber den Autokonzer­nen zu suchen. Die Politik hat es geduldet, dass Autoherste­ller die strengen Grenzwerte für den Abgasausst­oß nur im Labor einhalten mussten. Millionen Autos kamen auf die Straße, die im Alltag nicht ansatzweis­e die Vorgaben erreichen. Oder im Fall des Dieselskan­dals rund um den VW-Konzern zusätzlich manipulier­t worden sind.

Die Klage wäre ein guter Anlass für die Bundesregi­erung, endlich durchzugre­ifen. Das bringt schnell bessere Luftqualit­ät und erhält den Wert der Fahrzeuge. Das wäre gut für geprellte Autofahrer und gut für abgasgepla­gte Stadtbewoh­ner.

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