Hochbetagt auf Beutezug
Einbrüche, Raubüberfälle, Körperverletzung: Die Zahl krimineller Senioren steigt seit Jahren
Ermittlungen in letzter Zeit. Sogar Prominente sind schon Opfer krimineller Rentner geworden. Im vergangenen Jahr etwa wurde bekannt, dass eine betagte Bande das US-Starlet Kim Kardashian (37) überfallen hat. Die Männer um einen damals 72-jährigen französischen Gangster mit dem Spitznamen „Pierrot, der Dicke“drangen als Polizisten verkleidet in Kardashians Pariser Luxusapartment ein, hielten ihr eine Waffe an den Kopf und sperrten sie im Bad ein. Dann flüchteten sie mit Schmuck im Wert von mehreren Millionen Euro. Kardashian erzählte später, wie traumatisch das Erlebnis für sie war. Ihre Angst: „Sie werden mir in den Rücken schießen.“
Solche Schilderungen werfen die Frage auf, ob es die Gesellschaft zunehmend mit älteren Straftätern zu tun bekommt. Tatsächlich geraten immer mehr Senioren ins Visier der Sicherheitsbehörden. Im vergangenen Jahr registrierte das Bundeskriminalamt mehr als 153 000 Tatverdächtige über 60 Jahre. Vor 25 Jahren stellten die Fahnder nur 103 000 Beschuldigte über 60 fest. Das liegt auch am demografischen Wandel, sagen Fachleute wie der Augsburger Strafrechtsprofessor Michael Kubiciel: Die Lebenserwartung steigt, sie liegt heute zwischen 79 und 84. Menschen sind im hohen Alter in der Lage, Verbrechen zu begehen.
Der 81-jährige Serieneinbrecher aus Bad Sassendorf etwa soll auf Balkone im zweiten Stock geklettert sein, um in Patientenzimmer zu gelangen. Durch Diebstähle und Überfälle wollten einige ihre Rente aufbessern, meint die Juristin Christine Lachmund, Autorin des Buchs „Der alte Straftäter“. Anderen Tätern gehe es schlicht um den Nervenkitzel.
Die Gewerkschaft der Polizei prophezeite vor wenigen Jahren, dass um 2030 herum die Zahl der Gesetzesbrecher über 60 die der straffällig werdenden Heranwachsenden übertreffen werde. Auf Anfrage gibt ein GdP-Sprecher heute zu bedenken, dass der Flüchtlingszuzug Auswirkungen auf die Prognose haben könnte: Es lebten mehr junge Menschen in Deutschland als damals angenommen. Doch kriminelle Senioren seien ein Phänomen, auf das sich die Polizei einstellen müsse.
Um all die verurteilten Senioren unterzubringen, betreiben die meisten Bundesländer altersgerechte Anstaltsabteilungen mit rutschfesten Matten in den Duschen und Notrufsystemen am Bett. Auf Wärter wirken viele Insassen wie liebe Opas. Doch der harmlose Eindruck täuscht. Senioren, stellt der Sprecher der GdP klar, „können genauso zu Tätern werden, wie Heranwachsende auch“. New York. Mehr als zwei Drittel der Menschheit dürften nach Schätzung der Vereinten Nationen bis 2050 in städtischen Gegenden leben. Derzeit seien es rund 55 Prozent, teilten die UN mit. Bis 2050 werde die Zahl den Schätzungen nach um 2,5 Milliarden Menschen auf 68 Prozent steigen. Grund dafür seien das Bevölkerungswachstum und der Trend, vom Land in die Stadt zu ziehen. (dpa)