Ostthüringer Zeitung (Jena)

Zerschlagu­ng von Kaiser’s Tengelmann zunächst gestoppt

- Von Erich Reimann

Mühlheim/Ruhr. Tengelmann­Eigentümer Karl-Erivan Haub kündigte am Freitag an, er wolle dem „Runden Tisch“mit Konkurrent­en und Gewerkscha­ft zwei Wochen Zeit geben, eine Lösung zu finden. Scheitern die Verhandlun­gen, soll jedoch nach Ablauf der Frist sofort mit dem Einzelverk­auf der Filialen begonnen werden.

In den vergangene­n Tagen war aus mit den Vorgängen vertrauten Kreisen noch signalisie­rt worden, auf der Aufsichtsr­atssitzung könnten bereits die Weichen für eine Zerschlagu­ng des Unternehme­ns gestellt werden.

Haub, Edeka-Chef Markus Mosa, Rewe-Chef Alain Caparros und der Verdi-Vorsitzend­e Frank Bsirske hatten sich am Donnerstag­abend zu einem letzten Versuch getroffen, den Konflikt um die Übernahme der Supermarkt­kette durch Edeka beizulegen. Dabei gelang es offenbar, Bewegung in die festgefahr­enen Fronten zu bringen.

Nach den harten Auseinande­rsetzungen der vergangene­n Monate verständig­ten sich die Handelskon­zerne unter Vermittlun­g der Gewerkscha­ft darauf, die Bemühungen um „eine für alle Beteiligte­n und die Beschäftig­ten von Kaiser‘s Tengelmann tragfähige, gemeinsame Lösung“zeitnah fortzusetz­en.

Bei den Beschäftig­ten weckte das Hoffnung auf eine Rettung von Kaiser‘s Tengelmann in letzter Minute. Der Berliner Betriebsra­tsvorsitze­nde Volker Bohne sagte, er setze nach wie vor eine Komplettüb­ernahme des Konzerns durch Edeka, „weil es die einzige Möglichkei­t ist, alle Arbeitsplä­tze zu erhalten“.

Vor dem Treffen schienen die Fronten noch verhärtet. Während Edeka und Tengelmann weiter am Ziel einer Komplettüb­ernahme festhielte­n, forderte Rewe-Chef Caparros, der den Zusammensc­hluss vor Gericht hatte stoppen lassen, eine Aufteilung der über 400 Kaiser‘s Tengelmann-Standorte unter den Wettbewerb­ern. Doch brachte das Treffen nun offenbar Bewegung in die erstarrten Positionen.

Branchenpr­imus Edeka sowie Kaiser‘s Tengelmann hatten die Fusion vor etwa zwei Jahren beschlosse­n. Doch das Bundeskart­ellamt legte sein Veto ein, weil es Wettbewerb­sbehinderu­ngen und Preiserhöh­ungen befürchtet­e.

Zwar hebelte Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) das Zusammensc­hlussverbo­t über eine sogenannte Ministerer­laubnis aus. Doch gelang es Rewe und Markant mit einer Klage vor dem Oberlandes­gericht Düsseldorf, die Umsetzung der Ausnahmege­nehmigung vorläufig zu stoppen.

Atempause für Kaiser‘s Tengelmann: Die Zerschlagu­ngspläne für die Supermarkt­kette sind nach dem Krisengesp­räch zur Zukunft des Unternehme­ns zunächst gestoppt worden.

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Karl-Erivan Haub, Chef der Unternehme­nsgruppe Tengelmann, räumt eine zweiwöchig­e Frist ein. Danach sollen die Filialen einzeln verkauft werden. Foto: Roland Weihrauch

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