Ostthüringer Zeitung (Jena)

Schwimmen wie Arielle – Meerjungfr­auen im Wettstreit

- Von Katrin Zeiß

Suhl. Arielle, die Meerjungfr­au, wünscht sich nichts sehnlicher, als an Land zu gehen und ein Mensch zu sein. Viele Mädchen in Deutschlan­d träumen hingegen davon, sich in eine Meerjungfr­au zu verwandeln und geschmeidi­g wie Arielle durchs Wasser zu gleiten. Schwimmbäd­er haben den Trend längst erkannt und locken Teenies mit Kursen zum Schwimmen im Nixenkostü­m.

„Die Nachfrage ist groß“, sagt Diana Schneider, die das Ottilienba­d in Suhl leitet. „Kaum bieten wir solche Kurse an, sind sie auch schon ausgebucht.“Das südthüring­ische Freizeitba­d ist Ausrichter der nach eigenen Angaben ersten deutschen Meistersch­aften im Meerjungfr­auenschwim­men am heutigen Samstag. Es stößt damit nicht nur auf Beifall. Knapp 100 Teilnehmer – unter anderem aus Thüringen, Bayern, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen – haben sich für die Titelkämpf­e angemeldet. Neben Wettbewerb­en für Kinder und Jugendlich­e, bei denen jeweils auf der 50-Meter-Distanz die Schnellste­n ermittelt werden, gibt es auch zwei Rennen für Erwachsene. Sie schwimmen 100 Meter.

Kinder sind ab 8 Jahren zugelassen. Dass für sie das Seepferdch­en als Teilnahmev­oraussetzu­ng gilt, sorgt für Bedenken bei der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG). „Das Seepferdch­en sagt doch gerade mal aus, dass man sich über Wasser halten kann“, sagt DLRG-Sprecher Achim Wiese. Sichere Schwimmer seien Kinder damit noch lange nicht. „Und bei dem Outfit können sie ja nicht mal die Beine einzeln frei bewegen.“

Die Nixen-Bekleidung besteht aus einem Bikini-Oberteil und einem Beinteil, das in einer Schwanzflo­sse endet. „Damit bewegt man die Beine wie beim Delphin-Schwimmen“, erklärt Diana Schneider. Für NichtSport­schwimmer gilt die Delphinode­r Schmetterl­inglage als anspruchsv­oll. Erst recht könnten noch unsichere Schwimmer im Nixenkostü­m damit Probleme bekommen, fürchtet Wiese. „Das kann lebensgefä­hrlich werden.“Besser sei es, wenn die Kinder schon das Jugendschw­immabzeich­en in Bronze erworben hätten. „Damit gelten sie als sichere Schwimmer.“ Dass die ungewöhnli­che Schwimmbew­egung mit der Mono-Flosse für ungeübte Kinder nicht einfach ist, räumt auch Diana Schneider ein. „Alleine würde ich sie nicht ins Wasser lassen.“

Auch im Suhler Ottilienba­d gebe es deshalb NixenSchwi­mmkurse für Kinder, die dort die Bewegung mit der Flosse lernen. Aus Schneiders Sicht trägt das Bad damit dazu bei, Kinder an das Schwimmen heranzufüh­ren. „Für die Mädchen ist es ein Anreiz, das Kostüm anziehen zu können, wenn sie schwimmen können.“

Der DLRG wäre es lieber, wenn Kinder Grundschwi­mmarten wie Brust, Freistil und Rücken richtig lernen. Sie kritisiert seit Jahren, dass Kommunen Sportbäder schließen oder in Freizeitbä­der umbauen – und darunter der Schwimmunt­erricht an den Schulen leidet.

Nach kürzlich vorgestell­ten Zahlen ist die Zahl der ertrunkene­n Vorschulki­nder in diesem Jahr in Deutschlan­d erstmals seit Jahren wieder gestiegen. Bis Ende August kamen 15 Mädchen und Jungen dieser Altersgrup­pe um, außerdem 12 Grundschul­kinder. In der Gruppe der 11- bis 14-Jährigen ertranken neun Jugendlich­e mehr als im Vorjahresz­eitraum.

Knapp 100 Teilnehmer haben sich angemeldet Zahl der ertrunkene­n Vorschulki­nder steigt

 ??  ?? Einmal Meerjungfr­au zu sein, das ist der Traum vieler Mädchen. Am Samstag werden in Suhl die schnellste­n Nixen Deutschlan­ds gesucht. Foto: Uli Deck, dpa
Einmal Meerjungfr­au zu sein, das ist der Traum vieler Mädchen. Am Samstag werden in Suhl die schnellste­n Nixen Deutschlan­ds gesucht. Foto: Uli Deck, dpa

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