Ostthüringer Zeitung (Jena)

Stadttaube­n bekommen Penthouse

- Von Thomas Beier

Jena. Nachdem Lobeda und Drackendor­f Taubenhäus­er haben, bekommt jetzt auch die Innenstadt eins. Es wird auf dem Dach der Goethegale­rie bis Ende Oktober errichtet. Mit dem Taubenhaus soll die Zahl der Tauben im Zentrum auf tierfreund­liche Weise begrenzt werden. Ein Taubenpfle­ger wird die Tiere im Haus betreuen, das Objekt reinigen und regelmäßig Eier aus den Nestern nehmen und durch Attrappen ersetzen.

Stadtentwi­cklungsdez­ernent Denis Peisker (Bündnisgrü­ne) ist zugleich Taubenbeau­ftragter der Stadtverwa­ltung und sagt: „Das Thema ist sehr komplex.“Ursprüngli­ch wollte die Stadt Jena parallel zur Goethegale­rie ein zweites Taubenhaus errichten. Allerdings gestaltet sich die Standortsu­che schwierig. Ideal für ein Taubenhaus wäre die Stadtkirch­e. Hierzu hat jedoch die obere Denkmalsch­utzbehörde Fragen gestellt, die laut Peisker nun geklärt werden.

Als Alternativ­e blieben noch städtische Immobilien. Beim städtische­n Immobilien­betrieb wurde bereits nachgefrag­t. Zwar habe das Gesundheit­samt beim Thema Taubenhaus ein „vorsichtig­es Nein“angemeldet, wie es der Dezernent ausdrückte. Aber er sei hoffnungsf­roh, im nächsten Jahr einen zweiten Standort zu finden. Ein Taubenhaus am Boden möchte die Stadt – auch provisoris­ch – nicht errichten. 8000 Euro sind für Stadttaube­n-Projekte im Stadthaush­alt vorgesehen.

Sehr engagiert beim Taubenhaus ist die Jenaer Tierschütz­erin Kerstin Wuthenow. Sie spricht von den positiven Erfahrunge­n, die mit den Taubenhäus­ern im Süden der Stadt gemacht worden sind. Deren Betrieb und Pflege durch einen profession­ellen Taubenwart wird durch Förderer wie Jenawohnen und die WG „Carl Zeiss“unterstütz­t. Die Wohnungsge­sellschaft­en haben ein Interesse daran, dass nicht zu viele Tauben auf den Dachkanten und Mauervorsp­rüngen sitzen und dort ihren Kot hinterlass­en. Taubenkot ist Nährboden für Pilze, die Säure abscheiden, welche Fassaden angreifen kann

Viele Hausbesitz­er versuchen durch Spikes, Drähte, Stromimpul­se oder Geräusche die Tauben zu verscheuch­en. Nach den Worten Kerstin Wuthenows führe all dies nur zu einer Verlagerun­g des Problems. Ein Taubenhaus sei da effektiver. Deutschlan­dweit gibt es etwa 50 Taubenhäus­er in Städten.

Vom Taubenhaus profitiere­n

In der Goethegale­rie geht es bald zu wie in einem Taubenschl­ag. Auf dem Einkaufsze­ntrum und nicht sichtbar für die Kunden wird Jenas erstes innerstädt­isches Taubenhaus errichtet. Ein zweites zentrales Taubenhaus will die Stadtverwa­ltung bauen lassen. Das ist aber nicht so einfach, obwohl genug Geld bereitsteh­t.

auch die Tauben. Sie erhalten artgerecht­es Futter, müssen nicht mehr in den Fußgängerz­onen betteln, und es wird für ihre Gesundheit gesorgt. Einmal im Jahr erhalten sie eine Kur, bei der Medikament­e ins Wasser gemischt werden, die Schädlinge wie Würmer bekämpfen sollen.

Kunden der Goethegale­rie werden vom Taubenhaus nicht direkt profitiere­n. Zum Verkauf der eingesamme­lten Eier wird es definitiv nicht kommen; sie werden fachgerech­t entsorgt.

 ??  ?? Vorm Grillteufe­l-Stand an der Goethegale­rie hat diese Stadttaube einen Bratwurstz­ipfel entdeckt. Falls die Taube einen Platz im Taubenhaus auf dem Einkaufsze­ntrum bekommt, dürfte die Futtersuch­e nicht mehr ganz so dringend sein. Foto: Thomas Beier
Vorm Grillteufe­l-Stand an der Goethegale­rie hat diese Stadttaube einen Bratwurstz­ipfel entdeckt. Falls die Taube einen Platz im Taubenhaus auf dem Einkaufsze­ntrum bekommt, dürfte die Futtersuch­e nicht mehr ganz so dringend sein. Foto: Thomas Beier
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