Stadttauben bekommen Penthouse
Jena. Nachdem Lobeda und Drackendorf Taubenhäuser haben, bekommt jetzt auch die Innenstadt eins. Es wird auf dem Dach der Goethegalerie bis Ende Oktober errichtet. Mit dem Taubenhaus soll die Zahl der Tauben im Zentrum auf tierfreundliche Weise begrenzt werden. Ein Taubenpfleger wird die Tiere im Haus betreuen, das Objekt reinigen und regelmäßig Eier aus den Nestern nehmen und durch Attrappen ersetzen.
Stadtentwicklungsdezernent Denis Peisker (Bündnisgrüne) ist zugleich Taubenbeauftragter der Stadtverwaltung und sagt: „Das Thema ist sehr komplex.“Ursprünglich wollte die Stadt Jena parallel zur Goethegalerie ein zweites Taubenhaus errichten. Allerdings gestaltet sich die Standortsuche schwierig. Ideal für ein Taubenhaus wäre die Stadtkirche. Hierzu hat jedoch die obere Denkmalschutzbehörde Fragen gestellt, die laut Peisker nun geklärt werden.
Als Alternative blieben noch städtische Immobilien. Beim städtischen Immobilienbetrieb wurde bereits nachgefragt. Zwar habe das Gesundheitsamt beim Thema Taubenhaus ein „vorsichtiges Nein“angemeldet, wie es der Dezernent ausdrückte. Aber er sei hoffnungsfroh, im nächsten Jahr einen zweiten Standort zu finden. Ein Taubenhaus am Boden möchte die Stadt – auch provisorisch – nicht errichten. 8000 Euro sind für Stadttauben-Projekte im Stadthaushalt vorgesehen.
Sehr engagiert beim Taubenhaus ist die Jenaer Tierschützerin Kerstin Wuthenow. Sie spricht von den positiven Erfahrungen, die mit den Taubenhäusern im Süden der Stadt gemacht worden sind. Deren Betrieb und Pflege durch einen professionellen Taubenwart wird durch Förderer wie Jenawohnen und die WG „Carl Zeiss“unterstützt. Die Wohnungsgesellschaften haben ein Interesse daran, dass nicht zu viele Tauben auf den Dachkanten und Mauervorsprüngen sitzen und dort ihren Kot hinterlassen. Taubenkot ist Nährboden für Pilze, die Säure abscheiden, welche Fassaden angreifen kann
Viele Hausbesitzer versuchen durch Spikes, Drähte, Stromimpulse oder Geräusche die Tauben zu verscheuchen. Nach den Worten Kerstin Wuthenows führe all dies nur zu einer Verlagerung des Problems. Ein Taubenhaus sei da effektiver. Deutschlandweit gibt es etwa 50 Taubenhäuser in Städten.
Vom Taubenhaus profitieren
In der Goethegalerie geht es bald zu wie in einem Taubenschlag. Auf dem Einkaufszentrum und nicht sichtbar für die Kunden wird Jenas erstes innerstädtisches Taubenhaus errichtet. Ein zweites zentrales Taubenhaus will die Stadtverwaltung bauen lassen. Das ist aber nicht so einfach, obwohl genug Geld bereitsteht.
auch die Tauben. Sie erhalten artgerechtes Futter, müssen nicht mehr in den Fußgängerzonen betteln, und es wird für ihre Gesundheit gesorgt. Einmal im Jahr erhalten sie eine Kur, bei der Medikamente ins Wasser gemischt werden, die Schädlinge wie Würmer bekämpfen sollen.
Kunden der Goethegalerie werden vom Taubenhaus nicht direkt profitieren. Zum Verkauf der eingesammelten Eier wird es definitiv nicht kommen; sie werden fachgerecht entsorgt.