Freier Zugang zum Himmel
Aus einer Reihe von Steinen, die ins Wasser ragen, und einer ankommenden Welle bildet sich am Ufer des Meeres ein Kreuz: ein Foto aus dem letzten Urlaub, von irgendjemand geschossen. Wenn man im Urlaub wach ist auf solche Begegnungen hin, dann kann man religiöse Erfahrungen im Alltag machen.
Mir ging es in meinem Urlaub im Juli so. Ich war in Wittenberg und Dessau und habe natürlich auch das Unesco-Welterbe „Wörlitzer Park“besucht. Dort gibt es eine evangelische Kirche St. Petri. Ich wollte gleich am Anfang hier auch auf den Turm steigen, um mir von oben einen Überblick zu verschaffen. Doch dann sagte mir die Wächterin des Turmes, eine ältere Dame wäre gerade nach oben gestiegen und hätte einen Kreislaufkollaps bekommen. Nun müsste erst die medizinische Hilfe durch, solange wäre der Turm gesperrt.
Der Himmel war mir verschlossen, und der Kirchenengel ließ mich nicht rein. Eigentlich verschlossen war er auch nicht durch sie, sie hatte nur den Weg freigehalten für die, die dort nun nach oben mussten, um zu helfen: Versperrt war er durch die „Schuld“eines Menschen, der sich vielleicht zu viel zugemutet hatte. Ich habe mich mit einer Gondel eine Runde auf dem Wasser durch den Park rudern lassen. Dann bin ich zum Turm zurück und habe meine zweite Chance bekommen: Ich durfte nun dem Himmel ein Stück näher.
Ja, der Himmel steht prinzipiell allen offen, aber durch unsere menschliche Schuld ist er uns versperrt. Die Kirche wacht darüber, dass der Zugang zum Himmel frei bleibt und bietet das Sakrament der Taufe und das Sakrament der Versöhnung an, quasi als „medizinische Hilfe“.
In der vergangenen Woche sind 25 Studenten aus ganz Deutschland mit der Aktion „misiones – Glauben leben“in Jena von Haus zu Haus gegangen und haben Menschen auf ihr Leben und ihren Glauben angesprochen: Zeit schenken, zuhören, ins Gespräch kommen. Zu zweit sind sie losgezogen, wie einst Jesus die Jünger ausgesandt hat. Oftmals war keiner zu Hause, manchmal kam durch die Gegensprechanlage: „Ich habe keine Zeit oder kein Interesse.“Doch kamen
Sie immer zurück mit Geschichten von interessanten Begegnungen. Vielleicht wird es ja für jemanden zur zweiten Chance, dem Himmel ein Stück näher zu kommen.
Misioneros sind so nicht in eigener Sache unterwegs, sondern als Werkzeuge Gottes: Mit Christus und für Christus. „Im Geist und mit der Dynamik des Urchristentums wollen wir die Apostelgeschichte in unserer Zeit weiterschreiben“, so sagen sie von sich selbst. Das können nicht nur sie, das können alle Glaubenden.