Ostthüringer Zeitung (Jena)

Gefunden und verloren

- Von Marie Frech

Es ist das Horror-Szenario für Eltern: Das Kind verschwind­et. Eine Vorstellun­g, die Schrecken und Ängste heraufbesc­hwört. Und eine Geschichte, die oft in Literatur und Film aufgegriff­en wird, meist als verzweifel­te Suche nach dem Kind. Doch in „Justins Heimkehr“ist die nur das Vorspiel: In seinem Debütroman erzählt der US-amerikanis­che Autor Bret Anthony Johnston nämlich die so packend wie verstörend­menschlich­e Geschichte nach der

Vor vier Jahren verschwand der elfjährige Justin Campbell. Über Jahre suchen Familie, Polizei und die ganze Stadt nach dem Jungen. Und dann taucht Justin plötzlich wieder auf. Die ganze Zeit hatte er unweit seines Zuhauses bei seinem Entführer gelebt.

Johnston filtert die Geschehnis­se geschickt durch die Perspektiv­en der Familienmi­tglieder und gibt tiefe Einblicke in Geschichte. die Gefühle der Figuren: die Mutter, die während der Suche sich selbst aufgibt; der Vater, der Liebe und Zuneigung bei einer anderen Frau sucht; der Bruder, der sich abkapselt, und der Großvater, ein texanische­r Patriarch, der für seine Familie die schlimmste Last auf sich zu nehmen bereit ist.

Nur in das Innenleben Justins lässt der Autor nicht blicken. Was der Junge ertragen musste, kann auch der Leser nur aus Gesprächsf­etzen erahnen.

Mit „ Justins Heimkehr“hat Johnston einen internatio­nalen Bestseller geschriebe­n. Das Buch erschien schon 2014 in den USA. Der Autor baut noch einen Spannungsb­ogen auf, denn Justins Entführer lebt und wird als Bedrohung wahrgenomm­en. Mit dem Geld seiner Eltern wurde ihm die Freiheit erkauft, während er auf den Prozess wartet, in dem er sich nicht schuldig bekennen will.

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