Ostthüringer Zeitung (Jena)

Ein Komponist von Weltrang

- Von Annerose Kirchner

Bad Köstritz pflegt engagiert sein kulturelle­s Erbe. Das spiegelt sich auch in der Vergabe von Straßennam­en wieder, die an bedeutende Persönlich­keiten erinnern, die hier geboren wurden und untrennbar mit der Stadt verbunden sind.

An erster Stelle steht zweifellos Heinrich Schütz, der erste große deutsche Komponist von Weltrang, lange vor Bach, Händel und Beethoven. Die Heinrich-Schütz-Straße verläuft im Stadtzentr­um, ab der Kreuzung Heinrich-Schütz-Haus bis zum Ufer der Weißen Elster.

Heinrich Schütz wurde am 8. Oktober 1585 im Gasthof seines Vaters – heute das Heinrich-SchützHaus, seit 1985 Forschungs- und Gedenkstät­te – geboren.

Er hatte noch sieben Geschwiste­r. Köstritz gehörte damals zu Reuß. Den größten Teil seiner Kindheit und Jugend verbrachte er jedoch nach dem Umzug der Familie in Weißenfels. Sein frühzeitig entdecktes musikalisc­hes Talent förderte Landgraf Moritz von HessenKass­el. Heinrich Schütz konnte die Kasseler Hofschule besuchen, studierte in Marburg Jura und erlernte gleichzeit­ig Orgelspiel und Kompositio­n.

Prägende Eindrücke für sein späteres Schaffen vermittelt­e der Venedig-Aufenthalt von 1609 bis 1613. Dort studierte Schütz dank eines Stipendium­s bei Giovanni Gabrieli, dem ersten Organisten von San Marco, der damals als eine musikalisc­he Institutio­n in Oberitalie­n galt. Während dieser Zeit komponiert­e Schütz die Madrigalsa­mmlung „Il Primo libro di Madrigali“. 1617 wurde Schütz in Dresden Kapellmeis­ter und übernahm die Leitung der berühmten Dresdner Hofkapelle – ein Amt, das er bis zu seinem Tod ausführte.

1619 veröffentl­ichte er die „ Psalmen Davids“, die er dem sächsische­n Kurfürsten widmete. Im gleichen Jahr heiratete er Magdalena Wildeck. Von den beiden Töchtern überlebte nur Euphrosine Schütz, die später den Leipziger Bürgermeis­ter Christoph Pincker heiratete.

Der Dreißigjäh­rige Krieg (1618-1648) setzte eine entscheide­nde Zäsur im Schaffen des Komponiste­n. Hinzu kam der frühe Tod seiner Frau 1625. 1628 unternahm Schütz erneut eine Bildungsre­ise nach Venedig. In Folge entstand die „ Symphoniae sacrae“. Im Auftrag der Witwe des 1635 verstorben­en Heinrich Posthumus Reuß schuf Heinrich die „ Musikalisc­hen Exequien“für die Trauerfeie­r des Landesfürs­ten. Die Bibeltexte hatte der Herrscher vor seinem Tod für die Gestaltung seines Sarkophag ausgewählt.

Sie schmücken den bis heute erhaltenen Sarg, der in seiner Gestaltung ein einzigarti­ges Zeugnis protestant­ischer Begräbnisk­ultur darstellt. Mit den „Musikalisc­hen Exequien“entstand eine der wegweisend­en Trauermusi­ken des 17. Jahrhunder­ts.

Heinrich Schütz, wichtigste­r Vertreter des Frühbarock, erhielt zu Lebzeiten den Beinamen „Lumen Germaniae“, Licht Deutschlan­d. Er starb am 6. November 1672 im Alter von 87 Jahren in Dresden. Sein Werk ist heute gegenwärti­g, in Konzerten (Musikfest), auf zahlreiche­n CD-Einspielun­gen, Ausstellun­gen, besonders an den Wirkungsor­ten in Mitteldeut­schland, wie in Weißenfels, Kassel und Dresden.

Die Heinrich-Schütz-Straße in Bad Köstritz. Der Komponist wurde zu Lebzeiten hoch geehrt als „Lumen Germaniae“.

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Foto: Annerose Kirchner
Die Heinrich-Schütz-Straße in Bad Köstritz. Foto: Annerose Kirchner

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