Ostthüringer Zeitung (Jena)

Lüttich mausert sich zur Kulturmetr­opole

Neue Museen, renovierte Oper, spektakulä­rer Bahnhof: Seit die belgische Stadt per Hochgeschw­indigkeits­zug zu erreichen ist, hat sie sich rasant verwandelt

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Der Weg zum jüngsten Vorzeigemu­seum führt über die Fußgängerb­rücke Boverie, die das linke mit dem rechten Maasufer verbindet. Sie endet in dem Park gleichen Namens, nach dem auch das Museum benannt ist. Der Tempel für moderne und zeitgenöss­ische Kunst wurde im Mai 2016 wiedereröf­fnet, nachdem Rudy Ricciotti radikal alt und neu verbunden hat. Im Stil des von ihm entworfene­n Museums der Zivilisati­onen Europas und des Mittelmeer­s (Mucem) in Marseille hat der 64-Jährige den ehemaligen Palast der schönen Künste aus dem Jahr 1905 um einen Neubau aus riesigen Fensterflä­chen bereichert. Von La Boverie geht es auf dem Wasserweg zum Grand Curtius. Das Museum wurde 2009 eingeweiht und befindet sich mitten in der Altstadt. Unter seinem Dach sind die Sammlungen fünf verschiede­ner Museen vereint. Sie erzählen die jahrtausen­dalte maasländis­che Geschichte und zeigen archäologi­sche Artefakte, Keramiken, religiöse und dekorative Kunst.

Das Kontorgebä­ude aus dem 17. Jahrhunder­t gehörte einst Jean Curtius, damals einer der reichsten Männer der Stadt. Sein Vermögen hatte er mit Salpeter und Waffen erwirtscha­ftet.

„Lüttich wird allmählich zu einem Klein-Paris an der Maas“, meint Agathe Lecouvreur. Die 20-Jährige studiert Kunst an der Académie Royale des BeauxArts. Sie kam vor einem Jahr aus Paris in die „Cité ardente“, die glühende Stadt, wie Lüttich von den Bewohnern auch genannt wird. Der Spitzname ist eine Anspielung auf die zahlreiche­n Hochöfen, denn die Stadt war einst Zentrum der Schwerindu­strie. Heute ist Lüttich, das auf Französisc­h und amtlich Liège heißt, kulturelle­s Zentrum Walloniens und die viertgrößt­e Stadt Belgiens.

„In den vergangene­n Jahren ist nicht nur die Zahl der Touristen angewachse­n“, sagt Guillaume Kerkhof, der Leiter des städtische­n Tourismusb­üros. Auch die Einwohnerz­ahl sei gestiegen. „Heute leben 200 000 Menschen in der Stadt.“Eine Bevölkerun­g, die sich gleichzeit­ig verjüngt. Die Hauptalter­sgruppe liege zwischen 20 und 30 Jahren. Zu ihnen zählt auch Agathe Lecouvreur.

Innerhalb von fünf Jahren hat sich Lüttich ein neues Gesicht zugelegt. Den Startschus­s zur Metamorpho­se gab schließlic­h der Calatrava-Bahnhof. Als nächstes Projekt plant Lüttich eine große Bibliothek. Geschätzte Kosten: mehr als 40 Millionen Euro. (dpa)

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