Ostthüringer Zeitung (Jena)

SPD will Linke blamieren

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Zum Beitrag „Entscheidu­ng über Kreissitze soll nach Ostern fallen“(OTZ, 7.4.2017).

Die Regierungs­parteien in Thüringen fürchten wohl zurecht, dass der Widerstand gegen die Gebietsref­orm sie im Bundestags­wahlkampf schwächen wird. Daran könnten sie nur etwas ändern, wenn sie das ganze Ding abblasen und von Grund auf neu – aber nun demokratis­ch – mit den Betroffene­n gemeinsam entwickeln würden. Thüringen ist schließlic­h weder das Rittergut der SPD noch gehört es dem Innenminis­ter.

Bislang war aber von dort außer Klugschnac­k und hohlen Begründung­en nichts zu hören.

Die Gebietsref­ormpartei – die Thüringer SPD – hat sich im Westen gratis oder gegen Entgelt ein Gutachten entwickeln lassen, das sie als Gesetzentw­urf dem linken (größeren) Koalitions­partner untergejub­elt hat und der hat dieses Vorschaltg­esetz treuherzig ohne tiefere Prüfung im Landtag mit beschlosse­n. Hier wirkt ein alter Geburtsfeh­ler der Linken aus ihrer DDR-Vergangenh­eit nach: Vom Vorstand vorgelegte Beschlusse­ntwürfe wurden kaum jemals ernsthaft diskutiert.

Ich fürchte sogar, dass die SPD auf diese Weise gezielt ihren alten linken Konkurrent­en blamieren und ihn so aus dem Wege räumen wollte. Und ich fürchte, dass die Linke das bis heute immer noch nicht begriffen hat.

Harald Schneider,

Gera

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