Ostthüringer Zeitung (Jena)

Das Leben ist zu schön zum Sterben

Seit fünf Jahren leidet die Textilgest­alterin Ulrike Drasdo an einer unheilbare­n Krankheit. Ein Gespräch über den Tod

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über das, was geht, und nicht traurig über das, was nicht geht.“

Im Mai 2013 geschah es, dass sich Ulrike Drasdos Traum von der weiten Reise doch erfüllte. Sie wollte in das Königreich Mustang, das nur 1000 Touristen im Jahr betreten dürfen. Die Chemothera­pien hatten sie soweit geschwächt, dass das Auftreten beschwerli­ch, an eine Wanderung durch das unwegsame Gelände nicht zu denken war. Auf einem Reiterhof lernte sie innerhalb eines Monats das Reiten und war kurz darauf auf einem Pferd in die Hauptstadt des Königreich­s Mustang, Lo Manthang, unterwegs.

Stirbt man, wie man lebt? Ulrike Drasdo hat ein großes Herz und offene Sinne für andere Menschen. Ihre Mutter hat bis zu deren Tod hier gelebt, ihr Sohn ist hier aufgewachs­en. Sie erzählt von Festen mit Freunden, Gesprächen und Runden, die sie um ihren Küchentisc­h zum Essen versammelt hat. „Meine Freunde sind es, die mich tragen und begleiten.“Es sind auch Freunde, die dazu beitragen, dass ein Buch über Ulrike Drasdo entsteht, mit Fotos und Texten. Der Titel: „Leben. Weben. Geben“.

Auf dem kleinen Friedhof von Hohenfelde­n will Ulrike Drasdo begraben werden. Von befreundet­en Musikern hat sie sich gewünscht, dass sie bei ihrer Trauerfeie­r Astor Piazzollas „Libertango“spielen, ein Stück wie das Leben – voller Freude und Traurigkei­t, Schmerz und Leidenscha­ft. „Dieser Tango ist so schön, wenn ich den höre, klappe ich den Sargdeckel wieder auf“, sagt Ulrike Drasdo und lacht.

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Foto: Sascha Fromm Die Künstlerin Ulrike Drasdo vor ihrem Haus in Hohenfelde­n.

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