Ostthüringer Zeitung (Jena)

Der Fachkräfte­krise entgegenwi­rken

Digitalisi­erung verändert jeden fünften Job. Zahl der Thüringer im erwerbsfäh­igen Alter sinkt enorm

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Gera. Nach Einschätzu­ng von Fachleuten verändert die Digitalisi­erung das Profil von bis zu 20 Prozent der Arbeitsplä­tze.

Das gelte nach Studien nicht nur für die Industrie, sondern auch für Handel, Logistik und viele Dienstleis­tungsberei­che, sagte Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) gestern in Erfurt. Darauf müsse Thüringen reagieren. Auch deshalb sei vor einem Jahr die Allianz für Berufsbild­ung und Fachkräfte­sicherung gegründet worden.

Arbeitsmin­isterin Heike Werner (Linke) sagte, bisher gebe es keinen Mangel an Arbeitskrä­ften, aber Engpässe bei Fachkräfte­n in einigen Bereichen, zu der die Pflege, aber auch bestimmte Handwerksb­erufe wie Bäcker oder Fleischer gehörten.

Bis zum Jahr 2020 müssen in Thüringen allein 210 000 Stellen neu besetzt werden, weil viele Menschen das Rentenalte­r erreichen. Weitere etwa 70 000 Stellen würden nach Prognosen neu entstehen. Gleichzeit­ig sei in den vergangene­n Jahren die Zahl der Arbeitslos­en gesunken und der Anteil der Erwerbstät­igen gestiegen.

Damit aus diesen gegenläufi­gen Trends keine Fachkräfte­krise entstehe, sei seit Gründung der Allianz aus Wirtschaft, Gewerkscha­ften, Sozialverb­änden und Politik eine Vielzahl von Projekten gestartet worden, sagte Werner.

Es gehe um Ausbildung­sangebote für leistungss­chwächere Schüler, mehr Vereinbark­eit von Beruf und Familie, die Erhaltung der Arbeitskra­ft von älteren Menschen, aber auch die Integratio­n von Flüchtling­en und Migranten. Für die Integratio­n von benachteil­igten Gruppen Stefan Werner, Landesgesc­häftsführe­r der Parität zur Konkurrenz von Wirtschaft und Sozialbere­ichen bei der Besetzung von Azubi-Stellen

seien über das Landesarbe­itsmarktpr­ogramm im vergangene­n Jahr 2016 insgesamt 8,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt worden. Mit dem Geld würden 39 Projekte gefördert, in die derzeit etwa 2000 vor allem junge Menschen einbezogen seien. Der Präsident der Industrieu­nd Handelskam­mer Südthüring­en, Peter Traut, berichtete von einem Projekt für die Integratio­n von Flüchtling­en und Migranten. Innerhalb eines Jahres seien 1000 Kontakte vor allem zu jungen Leuten aus Syrien und Afghanista­n hergestell­t worden.

Erste Praktika seien vermittelt und mehr als 200 Qualifizie­rungen angestoßen worden. Zudem seien 59 Ausbildung­sverhältni­sse begründet worden. „Bei etwa 30 000 Flüchtling­en in Thüringen ist das eine überschaub­arer Zahl, aber ein guter Anfang“, sagte Traut. Die Wirtschaft habe ein Netzwerk zur Integratio­n aufgebaut. (dpa)

„ Wir buhlen um die gleichen Köpfe.“

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