Ostthüringer Zeitung (Jena)

Petry hält an Diskussion fest

-

Berlin. AfD-Chefin Frauke Petry hält Debatten über die Richtung der Partei weiter für wichtig. Dass die AfD beim Parteitag am Wochenende nicht dazu bereit gewesen sei, bedeute nicht, dass eine Richtungse­ntscheidun­g nicht getroffen werde, sagte Petry am Montag im „ZDFMorgenm­agazin“mit Blick auf den abgelehnte­n „Zukunftsan­trag“. Sie werde sich in den nächsten Monaten dafür einsetzten, dass über die Frage auf allen Ebenen diskutiert und eine Entscheidu­ng bald gefällt werde.

Petry war in Köln mit ihrem Versuch gescheiter­t, die AfD auf einen „realpoliti­schen“Kurs einzuschwö­ren und damit koalitions­fähig zu machen. (dpa)

Mehr Mord und Totschlag in Deutschlan­d, auch andere Gewaltdeli­kte und politisch motivierte Straftaten nehmen zu – aber anderersei­ts werden weniger Wohnungsei­nbrüche, Ladendiebs­tähle und Betrugsdel­ikte gemeldet: Die bundesweit­e Bilanz der Polizei für das vergangene Jahr ist durchmisch­t. Als Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) am Montag die polizeilic­he Kriminalst­atistik für 2016 vorstellte, sprach er von „mehr Licht und Schatten“bei der Kriminalit­ätslage als in früheren Jahren.

De Maizière machte aus seiner Besorgnis über die steigende Zahl der Gewaltdeli­kte allerdings keinen Hehl: Er wertete diese Zahlen als „Weckruf an uns alle“– die gesamte Gesellscha­ft, nicht nur Polizei und Justiz, müsste der zunehmende­n Verrohung entgegentr­eten. Dennoch: Insgesamt habe die Zahl der Straftaten trotz eines Anstiegs der Bevölkerun­g im vergangene­n Jahr nur geringfügi­g um 0,7 Prozent auf 6,37 Millionen zugenommen. Zieht man ausländerr­echtliche Verstöße (unerlaubte Einreise, illegaler Aufenthalt) ab, ergibt sich sogar ein Rückgang um 0,7 Prozent. Die wichtigste­n Trends: Thomas de Maizière, Innenminis­ter zur Geltung bringen.“Es sei etwas „ins Rutschen geraten“, wie auch die wachsende Zahl von Übergriffe­n auf Polizisten und Rettungskr­äfte zeige.

Einbruch und Diebstahl: Die Zahl der Wohnungsei­nbrüche ging zum ersten Mal seit vielen Jahren zurück – um 9,5 Prozent auf 151 000 Fälle. Auch die Diebstahls­kriminalit­ät, die über ein Drittel aller Straftaten ausmacht, sank um mehr als vier Prozent, bei Taschendie­bstählen macht der Rückgang zwei Prozent aus. De Maizière sah die Entwicklun­g als Bestätigun­g polizeilic­her Bemühungen und verbessert­er Vorbeugung: Immer mehr Einbrüche scheitern beim Versuch.

Betrug: Hier gab es einen deutlichen Rückgang um sieben Prozent auf 899 000 Fälle. Besonders stark gingen der Überweisun­gsbetrug (minus 24 Prozent) und der Tankbetrug (minus zehn Prozent) zurück. Auch bei der Wirtschaft­skriminali­tät melden die Behörden eine Abnahme um 5,6 Prozent.

Internetkr­iminalität: Die Polizei registrier­te fast 108 000 Fälle, eine Steigerung um über ein Drittel – allerdings ist der Vergleich wegen Änderung der Statistik ungenau. Besonders stark nahm Computersa­botage zu, aber auch das Ausspähen und Abschöpfen von Daten.

Kriminalit­ät: Die Zahl der rechten Straftaten hat mit 23 555 Fällen (plus 2,6 Prozent) einen neuen Höchststan­d erreicht, wobei Propaganda­delikte das häufigste Delikt waren. Die Kriminalit­ät von links sank demnach 2016 um 2,2 Prozent auf 9389 Straftaten. Jedoch lagen die Zahlen der politisch motivierte­n Gewalttate­n im rechten und linken Spektrum bei jeweils rund 1700. Eine massive Steigerung um 66,5 Prozent registrier­te die Polizei bei politisch motivierte­r Ausländerk­riminalitä­t, hinter der „importiert­e Ideologien“stünden – hier wurden 3372 Straftaten gezählt. Zudem verzeichne­ten die Behörden mit 10 751 mehr Fälle von Hasskrimin­alität, vor allem mit fremdenfei­ndlichem Hintergrun­d. De Maizière nannte dies „inakzeptab­el“. Eine Entspannun­g sei schon wegen der Wahlen in diesem Jahr nicht zu erwarten.

„Der Anstieg der Gewaltdeli­kte ist ein Weckruf. Wir müssen der Verrohung entgegentr­eten.“

Drogen: Die Zahl der Rauschgift­delikte ist gestiegen, rund 300 000 Fälle (plus sieben Prozent) wurden registrier­t. Bei über der Hälfte ging es um Cannabis (plus 8,5 Prozent).

Regionen: Rechnet man Verstöße gegen das Ausländerr­echt heraus, ist Bayern das sicherste Bundesland mit 4785 Straftaten je 100 000 Einwohner. Am anderen Ende der Rangliste liegt Berlin (16 126 Straftaten), gefolgt von Bremen und Hamburg. Nordrhein-Westfalen ist neben Sachsen-Anhalt das Flächenlan­d mit der höchsten Kriminalit­ät mit jeweils mehr als 8000 Fällen auf 100 000 Einwohner.

Newspapers in German

Newspapers from Germany