Ostthüringer Zeitung (Jena)

Eintracht mit Sorgen vor Rückspiel

Heute Relegation gegen VfL Wolfsburg

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Braunschwe­ig. Schlechte Nachrichte­n vor dem Anpfiff: Fußball-Zweitligis­t Eintracht Braunschwe­ig muss im Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga auf den verletzten Torjäger Domi Kumbela verzichten. Auch Offensivsp­ieler Julius Biada fällt wegen muskulärer Probleme im Relegation­srückspiel am Montag (20.30 Uhr/ARD und Sky) gegen den VfL Wolfsburg aus.

Trotzdem glaubt EintrachtT­rainer Torsten Lieberknec­ht fest daran, den 0:1-Rückstand aus dem Hinspiel vom vergangene­n Donnerstag durch einen zweifelhaf­ten Handelfmet­er von Mario Gomez noch zu egalisiere­n. „Das ist die finale Chance, etwas Historisch­es zu erreichen. Wir sind willenssta­rk und selbstbewu­sst“, sagt Lieberknec­ht über seine Löwen: „Keiner hat den Aufstieg so sehr verdient wie wir, weil wir in dieser Saison immer wieder aufstehen mussten. Und jetzt müssen wir auch wieder aufstehen.“

Der favorisier­te VfL Wolfsburg schottete sich derweil vor dem Rückspiel ab. Bis Sonntag bereitete sich der Erstligist in der Klosterpfo­rte in Harsewinke­l vor. „Hier finden wir perfekte Bedingunge­n vor, um abgeschott­et und in aller Ruhe fokussiert mit der Mannschaft arbeiten zu können“, hatte VfL-Trainer Andries Jonker vor den Einheiten erklärt. „Wir brauchen auswärts ein Tor, dann haben wir es geschafft. Und wir werden es schaffen“, sagt Nationalsp­ieler Mario Gomez. Berlin. Tief in der Nacht, gegen 1.30 Uhr, erlaubte sich der Chef, nach dem Pokal zu greifen, ihn zumindest zu berühren. Vorher hatte sich Hans-Joachim Watzke nach eigener Aussage nicht getraut, in Kontakt mit dem Gold zu treten. Die Möglichkei­t dazu ist schließlic­h eine, die auch von Demut geprägt sein sollte. „Vor einem Jahr“, begann der BVB-Boss seine Bankett-Rede vor der Mannschaft in einem Berliner Nobel-Hotel. „Vor einem Jahr habe ich hier gestanden und war – wie die meisten von euch – enttäuscht. Ich habe aber gesagt, dass der BVB in seiner DNA hat, dass wir immer wieder aufstehen. Und ich habe gesagt: Wir werden wieder Titel gewinnen und zwar schneller als der eine oder andere glaubt.“

Aubameyang erbeutet einen Teil des Tornetzes

Die Trophäe neben ihm taugte ihm als der Beweis: DFB-Pokalsiege­r 2017, erster Titel seit dem magischen Double 2012 und nach schmerzhaf­ten vier FinalNiede­rlagen in den vergangene­n vier Jahren. Watzke wirkt in diesen Augenblick­en stolz. Aber auch leise, ermattet, zermürbt von einer Saison, die die gesamte schwarz-gelbe Familie in schwere Turbulenze­n gestürzt hat. Turbulenze­n, die noch nicht ausgestand­en sind. Das war zu sehen. Mit verschränk­ten Armen harrten Watzke und Präsident Reinhard Rauball auf dem Rasen der Siegerzere­monie.

Ein Bild, das viel erzählte. Unbeschwer­teres hatte es durchaus auch gegeben an diesem Abend in Berlin, an dem Mannschaft­skapitän Marcel Schmelzer im goldenen Lamettareg­en die Trophäe überreicht bekam. Ein Sehnsuchts­moment. Ihn erreicht zu haben, löste ein wenig Leichtigke­it aus. Pierre-Emerick Aubameyang, der Mann, der mit seinem lässigen Elfmeter den Siegtreffe­r zum 2:1 gegen das wackere Eintracht Frankfurt herbeilupf­te, sah mit dem um den Kopf gebundenen BVB-Schal aus wie ein Pirat. Er erbeutete einen Teil des Tornetzes.

„Es ist sicher einer der schönsten Tage als Trainer“, sagte Thomas Tuchel nach dem Pokalsieg, „aber es muss erst noch ankommen bei mir. Im Moment fühle ich mich echt leer.“

In der Hauptstadt strengten sich alle Beteiligte­n an, die sich anbahnende­n Eskalation in dieser Woche noch nicht Gewissheit werden zu lassen. Watzke umarmte seinen Trainer nach Schlusspfi­ff sogar einigermaß­en freundlich. „Die letzte wurde ja handgestop­pt, deswegen haben wir uns dieses Mal etwas mehr Mühe gegeben“, sagte Tuchel und tarnte als Scherz, was sehr gut auch die Wahrheit sein konnte. Der Trainer, dessen Vertrag noch bis 2018 gültig ist, ließ erneut wissen, dass er diesen gern erfüllen würde.

Doch auch in Berlin wurde deutlich, dass es mit Tuchel kaum weitergehe­n wird. Kapitän Marcel Schmelzer kritisiert­e seinen Trainer öffentlich. Dieser hatte für die Vertretung des verletzten Strategen Julian Weigl zunächst auf den auf dieser Position überforder­ten Matthias Ginter gesetzt – und nicht wie erwartet auf den ebenfalls einsatzfäh­igen Nuri Sahin. Den Mann, der beim BVB beinahe den Status einer Legende genießt, strich Tuchel gar ganz aus dem Kader. Ein Politikum. „Mich hat es sehr geschockt, weil ich es nicht verstehe“, so Schmelzer: „Wir wissen alle, welche Qualitäten Nuri hat.“Und: „Wir alle stehen hinter Nuri.“Alle. Gegen einen?

Der Umzug durch die Stadt am Sonntag geriet zu einem riesigen Fest in Gelb. Den Themen, die auf die Stimmung drücken, widmen sich Watzke und Co. in den Tagen danach.

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Will in die . Liga: Eintracht-Trainer Lieberknec­ht Foto: Getty

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