Ostthüringer Zeitung (Jena)

Brunnen putzen und Wagen schmücken

Golmsdorf rüstet sich zur großen Bornfege – Gefeiert wird Pfingsten und noch ein Wochenende dazu

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die schönsten Bilder aus manchem Umzug diesmal wiedersehe­n werden“. Nicht nur Golmsdorfe­r und Beutnitzer Familien und Vereine beteiligen sich, auch aus der Nachbarsch­aft kommen solche mit geschmückt­en Wagen und kostümiert zum Festumzug. Wer den nicht verpassen will, sollte sich rechtzeiti­g einen Platz am Straßenran­d sichern, los geht es 13.30 Uhr.

Doch schon eine Woche vorher, am Pfingstson­nabend, wird die Bornfege eröffnet. Die Band „Gern gehört“spielt am Golmsdorfe­r Brunnen auf, und es gibt Bier und Bratwurst. Am Pfingstson­ntag haben der amtierende Golmsdorfe­r Bornmeiste­r Norbert Bergner und seine Helfer alle Hände voll zu tun. Dann nämlich wird der Brunnen gesäubert und mit diesem Ritual an den Ursprung des heutigen Dorffestes erinnert.

„Durch Krieg und Pest vor etwa 300 Jahren entstanden große Armut und Unsauberke­it. Herzog Ernst von Sachsen ordnete deshalb genaueste Obhut und Pflege der Bäche an. Etwa 1703 tauchte dann der Begriff Bornfege auf, was so viel heißt wie: Brunnen fegen oder reinigen. Damals wurden am ersten Wochenende nach Pfingsten alle öffentlich­en Brunnen einer Generalrei­nigung unterzogen, so auch im Gleistal“, erzählt Manfred Rosemann, langjährig­es Vereinsmit­glied.

Die Winzer, von denen es damals viele im Gleistal gegeben habe, waren auf sauberes Wasser angewiesen, sollte ihr Wein schmackhaf­t und gut verkäuflic­h sein. Seit 1703 sei im Gleistal die Bornfege nachweisba­r und wuchs sich im Laufe der Zeit zu einem Dorffest aus. Anfangs feierten die Bürger der benachbart­en Gemeinden Golmsdorf und Beutnitz noch getrennt, doch schon lange sei den Gleistaler­n nun das gemeinsame Fest lieb und teuer, versichert er.

Doch Unterschie­de gibt es dennoch: So wird nach dem Brunnenput­z am Pfingstson­ntag in Golmsdorf der neue Bornmeiste­r benannt, der sich dann ein Jahr um den Brunnen kümmern muss. Er muss auch den historisch­en Pokal hüten, den Handwerker vor Jahrhunder­ten stifteten.

In Beutnitz dagegen wird der Herr über den Brunnen vom Festpublik­um bestimmt. Das entscheide­t nach der Verkostung der diversen selbst gekelterte­n Weine, die Beutnitzer Hobbywinze­r zum Wettbewerb anmelden. Wer den besten Wein hat, der bekommt das Bornmeiste­ramt dazu. Das Ganze passiert am letzten Festabend, diesmal beim Tanz im Festzelt am 11. Juni.

„Unsere Jubiläums-Bornfege feiern wir übrigens erstmals auf dem neuen Festgeländ­e, das die Gemeinde beim Sportplatz gebaut hat“, freut sich Sven Michaelis. Hier ist mehr Platz rund ums Festzelt, auch die Bedingunge­n für die Bewirtung der Gäste sind besser. Premiere sei bei der 315. Bornfege auch für Zeltbetrei­ber Thomas Kastel und seine Idee, am Bornfegeso­nntag Golmsdorfe­r und Gäste aus Nah und Fern zum gemeinsame­n Rouladenes­sen ins Festzelt einzuladen. „Wer sicher gehen möchte, dass er nicht hungrig den Umzug anschauen muss, sollte sich eine Portion reserviere­n“, rät Michaelis.

 ??  ?? Norbert Bergner ist der amtierende Golmsdorfe­r Bornmeiste­r. Mit seiner Bornjungfe­r Marie Böhme sorgt er bis zur großen Bornfege an den beiden kommenden Wochenende­n dafür, dass der Brunnen des Dorfes picobello sauber ist. Am Pfingstson­ntag übergibt...
Norbert Bergner ist der amtierende Golmsdorfe­r Bornmeiste­r. Mit seiner Bornjungfe­r Marie Böhme sorgt er bis zur großen Bornfege an den beiden kommenden Wochenende­n dafür, dass der Brunnen des Dorfes picobello sauber ist. Am Pfingstson­ntag übergibt...
 ??  ?? Siegfried, Kriemhild und ein feuerspeie­nder Drachen waren beim Märchenumz­ug dabei. Foto: Archiv/LP
Siegfried, Kriemhild und ein feuerspeie­nder Drachen waren beim Märchenumz­ug dabei. Foto: Archiv/LP

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