Millionen-Geschäft mit Wanderern
Tourismus
Erfurt. Thüringen ist bei Wanderern überdurchschnittlich beliebt. Neben deutschen Urlaubern sind es vor allen Dingen Gäste aus den Niederlanden, die es in den Freistaat zieht. „Mit 710 Millionen Euro entfallen bereits etwa 23 Prozent des touristischen Umsatzes auf den Wandertourismus“, bestätigt Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD).
Allein der Deutsche Wandertag, der Ende Juli in der Wartburgregion stattfindet, lockt 30 000 zusätzliche Touristen an – und bringt geschätzte Mehreinnahmen von rund drei Millionen Euro. Schon seit Monaten ist in Eisenach kein Hotelzimmer mehr für diese Zeit zu bekommen. Die Gäste müssen ausweichen, nach Mühlhausen, Friedrichroda oder Tabarz.
Bundesweit etwa neun Prozent aller Wanderungen führen durch eine Region in Thüringen, auf der Bekanntheitsliste der führenden Gebiete steht der Thüringer Wald auf Platz 7, auch wenn man dort in der letzten Zeit mit schwächelnden Gästezahlen zu kämpfen hatte. Der Rennsteig, der sich mit seinen über 168 Kilometern Länge über den Mittelgebirgskamm schlängelt, ist und bleibt der beliebteste Wanderweg im Freistaat.
Die Thüringer Tourismus-Gesellschaft (TTG) hat die Aktivurlauber und die Gruppe der Gelegenheitswanderer schon länger im Blick. „Wir können mit attraktiven Routen werben – aber die Gäste erwarten auch, dass die Angebote regelmäßig weiter entwickelt werden“, erklärt TTG-Chefin Bärbel Grönegres. „Heutzutage erwarten Wanderer naturnahe Wege, Einkehrmöglichkeiten und natürlich auch eine gute Beschilderung“, so Grönegres weiter.
In den letzten 17 Jahren flossen insgesamt 10,3 Millionen Euro in den Ausbau der Thüringer Wanderwege, investiert wurde unter anderem in Schutzhütten, Sitzgelegenheiten und Infrastruktur. „Wandern ist ein Top-Thema von herausragender wirtschaftlicher Bedeutung“, so Minister Tiefensee weiter.
Deshalb soll bis zum Jahr 2025 eine neue Wanderwegekonzeption umgesetzt werden. Dabei will man sich auf besonders attraktive Routen fokussieren, die dann dauerhaft unterhalten und vermarktet werden können.
Zu diesen Top-Routen gehören unter anderem der Lutherweg, der Rennsteig oder der Vogtland-Panorama-Weg. Ergänzt werden diese durch Pfade zu ausgesuchten Zielen wie etwa die Wartburg, die Dornburger Schlösser oder die Drachenschlucht. Bedeutet: Das rund 17000 Kilometer lange Wanderwegenetz in Thüringen wird kräftig ausgedünnt.
Das Wirtschaftsministerium geht von zukünftig maximal 20 Top-Routen aus, zu denen Routen der sogenannte B-Qualität hinzukommen – insgesamt 7500 Kilometer. Die Kosten für die Schaffung der nötigen Infrastruktur bezifferte Tiefensee auf rund 18 Millionen Euro.
Auch auf die häufig geäußerte Kritik am Service in den Thüringer Gaststätten und Hotels will man reagieren. „Ich erwarte von allen ein Höchstmaß an Gastlichkeit“, hatte Tiefensee bereits im Vorfeld des Deutschen Wandertages erklärt. Denn die Wanderer sind zahlungskräftig – und sie werden auch immer anspruchsvoller.a
Ende Juli bekommt das Wanderland Thüringen bundesweit Aufmerksamkeit. Der Deutsche Wandertag ist hier zu Gast. Die Zahlen zeigen: Für die Tourismus-Branche ist die Laufkundschaft von großer Bedeutung.
Die Tourismus-Branche in Thüringen erwirtschaftete zuletzt einen Gesamtumsatz von 3,1 Milliarden
Euro im Jahr.
Rund 85 000 Arbeitsplätze hängen von der Branche ab.
In den ersten vier Monaten dieses Jahres empfingen die Hotels und Pensionen 994 000 Gäste – ein Plus von 4,3 Prozent.
Mehr als 934 000 Gäste kamen aus dem Inland, knapp 60 000 aus dem Ausland.
Vom 26. bis 31. Juli findet in Eisenach der
117. Deutsche Wandertag statt, rund 30 000 Wanderfreunde aus der ganzen Bundesrepublik werden erwartet.
20 Wanderwege zählen zu den Top-Routen