Große Kliniken sind für Senioren oft besser
Die Krankenhausversorgung für betagte Patienten ist „nicht optimal“, beklagt ein neuer Report der Barmer
Operation gelungen, Patient Pflegefall: Wenn alte Menschen ins Krankenhaus müssen, kann das dramatische Folgen haben. Die Barmer-Krankenkasse schlägt in ihrem neuen Krankenhausreport Alarm: Senioren würden in deutschen Kliniken „nicht optimal versorgt“.
Wegen der Alterung der Gesellschaft liegen immer mehr betagte, mehrfach kranke Patienten im Krankenhaus – 2006 betrug ihre Zahl 1,1 Millionen, bis 2015 hat sie sich auf zwei Millionen fast verdoppelt. Die Generation 70 plus werde bis 2050 um fast die Hälfte ihrer jetzigen Größe anwachsen, sagt Barmer-Vorstandschef Christoph Straub.
Der Krankenhausreport enthält eine klare Botschaft: Geriatriepatienten sollten sich in größeren Krankenhäusern mit mehreren Fachabteilungen behandeln lassen. „Dort haben sie bessere Chancen, wieder auf die Beine zu kommen“, sagt der Autor des Reports, Boris Augurzky.
Sein Bericht belegt das am Beispiel der Diagnose Oberschenkelhalsbruch, eine der häufigsten Gründe für die Klinikeinweisung betagter Patienten: Demnach sind Kliniken mit mindestens fünf Fachabteilungen bei der Versorgung dieser Fälle tendenziell erfolgreicher – das Risiko, im Anschluss an ein Pflegeheim überwiesen zu werden, sei in einer großen Klinik um sechs Prozentpunkte geringer als in einer kleineren. Mehrere Fachdisziplinen gewährleisten, so der Report, eine ganzheitlichere Sicht auf den Patienten.
Die Barmer stört jedoch, dass viele der über 70-Jährigen nach einem Akutfall für eine spezielle Krankenhaus-Reha in der Klinik blieben, obwohl sie dort ein etwas höheres Pflegefallrisiko hätten als bei einer herkömmlichen Reha. Auffallend häufig dauere die geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung (GFKB) zwei Wochen – das ist die Mindestdauer, ab der die Kliniken die volle Pauschale für diese Reha abrechnen können.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft widersprach umgehend: Hochbetagte benötigten gerade bei der Wundheilung den besonderen Hintergrund des Krankenhauses. (ck)