Das Rätsel des zweiten Gesprächs zwischen Trump und Putin
Weiteres Treffen sorgt für Wirbel. Neuer US-Botschafter in Russland
Washington. Der einzige Ohrenzeuge war der Dolmetscher von Wladimir Putin. Das macht das bisher nicht bekannt gewesene zweite Gespräch zwischen Donald Trump und dem russischen Präsidenten am Rande des G20-Gipfels in Hamburg zum Politikum. Warum hat Trump die einstündige Begegnung verschwiegen? Worüber wurde geredet? In der USHauptstadt hat das Tête-à-tête, das die „New York Times“in die Öffentlichkeit trug, den Eindruck erhärtet, dass Trump im Umgang mit Putin eine „merkwürdige Geheimniskrämerei“betreibt, wie es im Sender MSNBC hieß. Das Weiße Haus erklärte, es habe sich nur um den Austausch von Höflichkeiten gehandelt. Andere anwesende Staats- und Regierungschefs sollen sich über das „lebhafte Gespräch“irritiert gezeigt haben.
Donald Trump bezeichnete die Berichterstattung über den zweiten Plausch mit Putin als „bösartig“und „krank“. Warum er über das Gespräch kein Wort verlor, sagte er nicht. Trump steht im Zentrum der RusslandAffäre über Störmanöver des Kreml im US-Präsidentschaftswahlkampf. Die demokratische Opposition wirft ihm Fahrlässigkeit vor. Anders als Trump sei Putin kein Anfänger. Inhalte des Zweiergesprächs könnten Trump künftig unter Druck setzen, sagen Abgeordnete.
Ob Jon Huntsman (57) das auch so sieht? Der Ex-Gouverneur des Bundesstaates Utah soll Botschafter in Moskau werden. Als im Oktober Trumps unflätiges Frauen-Video ans Licht kam („Du kannst sie überall anfassen“), forderte ihn der gläubige Mormone Huntsman noch zum Rückzug auf. Perdu. Huntsman hat Trumps Angebot angenommen. Es ist sein Metier. Präsident George H. W. Bush entsendete ihn 1992 als Botschafter nach Singapur. Barack Obama machte den fließend Mandarin sprechenden Huntsman 2009 zum Botschafter in China. Dort lernte er den Umgang mit autoritären Gastgebern. Davon kann er in Moskau zehren. (diha)