Ostthüringer Zeitung (Jena)

Der einzige Davidstern: Anschlag auf Friedhof

Betroffen ist die Grabplatte von Gustav und Walter Dreyspring auf dem Johannisfr­iedhof – Täter kannten offenbar den entlegenen Winkel

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und legten einen abgebroche­nen Flaschenha­ls auf den eingravier­ten Davidstern. Schäden sind an dem Grabstein nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Das Material war offenbar fester, als die Täter das wohl vermutet hatten.

Gestern hatten Mitarbeite­r der Kirchgemei­nde die Reste des Anschlags beseitigt. Die Ermittlung­en der Polizei laufen. Als mysteriös erscheint das Ganze schon. Denn die Grabplatte befindet sich in einem ganz entlegenen Winkel des historisch­en Friedhofes, an der äußeren Nordmauer, wo sie schwer zu finden ist. Die meisten Gräber befinden sich jedoch im vorderen Teil rund um die Friedenski­rche. Der oder die Täter müssen also gewusst haben, wo sie das Dreyspring-Grab finden können. Die große Grabplatte ist die einzige Grabstelle, die deutlich einen Davidstern trägt.

Über die hier beigesetzt­e Familie Dreyspring und vor allem über Gustav und Walter Dreyspring ist leider nichts bekannt. Der Name ist nicht zu entdecken in der Liste bedeutende­r jüdischer Bürger von Jena wie etwa Rosenthal, Zuckerkand­l, Behrendt oder auch Diederichs. Neben Dreyspring haben auch weitere ehemalige jüdische Mitbürger von Jena ihre letzte Ruhestätte auf diesem Friedhof gefunden, so der verdienstv­olle Zeissianer Otto Eppenstein.

Der Johannisfr­iedhof wurde vor 710 Jahren erstmals urkundlich erwähnt. Bemerkensw­ert ist die Stationsta­fel aus dem Jahre 1484 am Eingang. Sie trägt das Steinmetzz­eichen von Peter Heierliß, dem Baumeister der Stadtkirch­e. Seit drei Jahren engagiert sich auch der „Fördervere­in Johannisfr­iedhof“um die Pflege dieses kulturhist­orisch wertvollen Friedhofes.

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Die Grabplatte trägt eine Darstellun­g des Davidstern­s.

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