„Verwilderte Professoren und verführte Studenten“
Der Historiker Gerd Fesser erinnert mit einem Buch an Jahre Wartburgfest und seine Jenaer Ursprünge
So war es die Jenaer Studentenschaft, die das Fest initiierte. Der Student Robert Wesselhoeft hatte dazu am 11. August 1817 eine Einladung der Jenaer Burschenschaft zu einem gesamtdeutschen Studententreffen auf der Wartburg verschickt. Das Echo war groß. 500 Studenten kamen, 200 allein aus Jena. An der Spitze des Zuges der Studenten von Eisenach hinauf auf die Wartburg marschierte der Jenaer Student Karl Hermann Scheidler. An ihn erinnert heute eine Straße am Friedensberg. Auch Jenaer Professoren waren dabei wie etwa der Philosoph Friedrich Fries, der Mediziner Dietrich Georg Kieser und der Naturforscher Lorenz Oken.
Gemeinsam erhob man auf der Wartburg die Stimme für die Einheit und Freiheit Deutschlands. Am Abend kam es dann in der Stadt zu symbolischen Bücherverbrennungen von Werken reaktionär geltender Autoren. Dabei beriefen sich die Studenten auf Martin Luther, der 1520 in Wittenberg öffentlich die Bann-Androhungs-Bulle des Papstes verbrannt hatte.
Fesser beleuchtet im weiteren Verlauf des Buches die Herausbildung der Burschenschaften und die schwierigen Umstände für das Zustandekommen des Festes. Schließlich hatten einige Fürsten und Regierungen von einer „Wartburgverschwörung“gesprochen. Des Weiteren zeigt Fesser die Entwicklung hin zur Allgemeinen Deutschen Burschenschaft auf und geht auf das Schicksal des Jenaer Studenten und Wartburgfest-Teilnehmers Carl Ludwig Sand ein. Er hatte durch seinen politisch motiviertem Mord an dem als russischer Spion geltenden Schriftsteller August von Kotzebue den Anlass gegeben für die so genannten Demagogenverfolgungen, einschließlich Verbot der Burschenschaften.
Ein kurzweiliges, mitunter sogar spannendes Buch, dem eine breite, an gut aufgearbeiteter Regionalgeschichte interessierte Leserschaft zu wünschen ist.