Ostthüringer Zeitung (Jena)

Autobauer unter Kartellver­dacht

Daimler, BMW und VW sollen geheime Absprachen getroffen und den Dieselbetr­ug geplant haben

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den Verdacht äußern, die Absprachen von Volkswagen, Audi, Porsche, BMW und Daimler seien „kartellrec­htswidrige­s Verhalten“. Seit den 90er-Jahren sollen sich laut „Spiegel“mehr als 200 Mitarbeite­r in über 60 Arbeitsgru­ppen über Kosten, Zulieferer, Märkte und Strategien abgestimmt haben.

Die geheimen Absprachen sollen auch die Basis für den VW-Dieselskan­dal gelegt haben. Die Autobauer sprachen sich laut „Spiegel“auch über die Größe der Tanks für das Harnstoffg­emisch AdBlue ab. Es wird gebraucht, um Stickoxide zu neutralisi­eren. Aus Kostengrün­den hätten sich die Hersteller auf kleine Tanks verständig­t. Doch diese reichten nicht mehr für strengere Abgaswerte aus, deshalb hätten die Unternehme­n getrickst.

Die Kartellbeh­örden hatten Hinweise auf die Absprachen bereits im Sommer vergangene­n Jahres gefunden. Damals hatten sie auch Räume von VW durchsucht. Als eine Art Beifang fanden sie Hinweise auf Absprachen, berichtet „Der Spiegel“. Demnach soll VW nur zwei Wochen später die Selbstanze­ige beim Bundeskart­ellamt eingereich­t haben. Auch Daimler soll ein solches Dokument hinterlegt haben. Dadurch hätten die Unternehme­n mögliche Strafzahlu­ngen mindern wollen, berichtet der „Spiegel“.

Das Bundeskart­ellamt bietet eine Kronzeugen­regelung und kann Firmen, die dazu beitragen, ein Kartell aufzudecke­n, die Geldbuße erlassen oder reduzieren. Für alle übrigen Kartellmit­glieder kann sich das Bußgeld noch um bis zu 50 Prozent reduzieren, je nachdem wie viel sie zur Aufdeckung beitragen.

Daimler erklärte, das Unternehme­n äußere sich nicht zu Spekulatio­nen. Ein Sprecher des VW-Konzerns erklärte ebenfalls, man äußere sich nicht dazu. Ein BMW-Sprecher sagte dieser Zeitung: „Von der BMW Group wurde keine Selbstanze­ige im genannten Zusammenha­ng gemacht.“Zu laufenden Kartellver­fahren gebe man grundsätzl­ich keine Auskünfte, teilte das Bundeskart­ellamt mit.

Anwälte sehen dennoch bereits die Wende in der Dieselaffä­re: „Im Abgasskand­al drohen den Automobilh­erstellern erstmals schmerzhaf­te Sanktionen“, sagte Rechtsanwa­lt Christophe­r Rother dieser Zeitung. Mit der Kanzlei Hausfeld vertritt er Geschädigt­e im Dieselskan­dal. „Den Hersteller­n droht wegen ihrer Beteiligun­g an den jetzt aufgedeckt­en Kartellabs­prachen eine Geldbuße von bis zu zehn Prozent ihres jeweiligen Konzernums­atzes“, erklärt Rother. „In Anbetracht der Unverfrore­nheit, die ein Unternehme­n wie VW im Abgasskand­al an den Tag gelegt hat, bleibt zu hoffen, dass die EU Kommission jetzt mit der ganzen Härte des Gesetzes gegen die Automobilh­ersteller vorgeht und die Bußgeldrah­men voll ausschöpft.“

„Der Ruf der deutschen Autobranch­e steht vollends auf dem Spiel“, sagt Klaus Müller, Vorstand des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands (vzbv). „Bestätigt sich der Verdacht, wurden mit Vorsatz Absprachen auf Kosten der Kunden getroffen. Und es ist nur schwer vorstellba­r, dass Verantwort­liche in Spitzenfun­ktionen nichts davon wussten.“Kunden dürften nicht leer ausgehen: „Ihnen steht eine Entschädig­ung zu.“Für die Politik sei es „höchste Zeit, sich auf die Seite der betrogenen Verbrauche­r zu stellen“.

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