Ostthüringer Zeitung (Jena)

Krampfader­n mehr als ein Schönheits­fehler

Die Gefäßerkra­nkung ist weit verbreitet und stellt ein Gesundheit­srisiko da. Mediziner raten dazu, sich behandeln zu lassen

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Vor allem die Muskel Venen Pumpe des Beines kann ihre wichtige Aufgabe nicht mehr erfüllen Normalerwe­ise sieht diese so aus Muskeln pres sen – beispielsw­eise beim Gehen – die zwischen ihnen liegenden Venen zusammen und beför dern so das Blut Venenklapp­en die sich nur zum Herzen hin öff nen, sorgen dafür dass es nicht ins Bein zurückflie­ßt Das Blut aus Haut und Fettgewebe sam melt sich in den oberflächl­ichen Venen und wird in die tiefer ge legenen geleitet die den Löwen anteil des Rücktransp­orts über nehmen. „Wenn die Venenwän de nachgeben, die Muskulatur sie nicht mehr richtig stützt und darüber hinaus die Klappen nicht mehr richtig funktionie­ren, läuft der Blutfluss allerdings in die verkehrte Richtung“, erklärt Thomas Schmitz-Rixen. Eine häufige Folge: Varizen oder auch Krampfader­n. Deren Namen weisen entweder auf die nächtliche­n Beschwerde­n, auf ihre gekrümmte Form oder auf das Instrument hin, mit dem sie über Jahrhunder­te hinweg entfernt wurden es war krumm wie ein Bischofsst­ab. Die Ursache für diese Entwicklun­g ist meist durch das Alter und erblich bedingt. Auch Übergewich­t spielt laut Robert-Koch-Institut eine Rolle.

Ab wann sollte man Ärzte zurate ziehen?

Auch wenn die Adern sich sichtbar ringeln, ist dies nur bedingt ein Alarmzeich­en. Das gilt ebenso für eine rote Verfärbung des Gewebes am Knöchel Schmitz Rixen erklärt Das kommt daher, dass Eisen über die roten Blutkörper­chen ins Gewebe gelangt, wenn sich das Blut am Knöchel staut. Es droht aber keine Gefahr, wenn man keine weiteren Beschwerde­n hat.

Mehrt sich allerdings ein Schweregef­ühl in den Beinen, schwellen die Knöchel an und kommen nächtliche Wadenkrämp­fe sowie ein Juckreiz mit dumpfem Schmerz hinzu, dann sollte man seinen Hausarzt oder direkt ei en Gefäßspezi­alisten befragen.“Wird in solchen Fällen über Jahre nichts unternomme­n können laut dem Spezialist­en Geschwüre und ein offenes Bein die Folge sein. Professor Kolvenbach warnt zudem vor einer Lungenarte­rienEmboli­e Dabei können eine oder mehrere Lungenarte­rien durch Blutgerinn­sel verschloss­en werden die aus dem Venensyste­m stammen

Muss gleich eine Operation erfolgen?

Nein – da sind sich die Experten Kolvenbach und Schmitz-Rixen einig. Wer es schafft, speziell angefertig­te und von der Krankenkas­se bezahlte Kompressio­nsstrümpfe auf Dauer zu tragen, kann so das Venensyste­m unterstütz­en und die Krankheit in Schach halten. „Außerdem sollte man die Beine nicht der Hitze aussetzen oder in die Sauna gehen“, ergänzt der Gefäßspezi­alist Schmitz-Rixen. Was tun, wenn doch ein Eingriff notwendig wird?

Die 2700 Mitglieder der Deutschen Gesellscha­ft für Gefäßchiru­rgie und Gefäßmediz­in erhalten jährlich bei einem Workshop die Gelegenhei­t, sich mit den unterschie­dlichen Operations­verfahren bei fortgeschr­ittenen Krampfader-Leiden zu befassen.

Präsident Thomas Schmitz-Rixen gibt einen Überblick: „Seit rund 100 Jahren haben wir die Möglichkei­t, die große Rosenvene im Bein mithilfe eines Katheters über die Leiste und einen Schnitt unterhalb des Kniegelenk­s zu entfernen. Das nennt man Stripping.

Man kann diese Vene aber auch unterhalb des Knies punktieren, eine Sonde bis zur Leiste vorschiebe­n und die Vene durch Erhitzen bis zu 120 Grad zerstören. Die Hitze kann mit Laseroder Radiofrequ­enzenergie erzeugt werden. Letzteres hat im Vergleich zu den anderen Verfahren den Vorteil, dass es einen Rückkoppel­ungsmechan­ismus gibt. Dadurch sinkt die Gefahr von Verbrennun­gen.“

Professor Ralf Kolvenbach hat gute Erfahrunge­n mit einer sogenannte­n Venenklebe­r-Operation gemacht. „Dabei führen wir einen Katheter in die Vene ein, der medizinisc­hen Klebstoff abgibt. Zugleich wird von außen leichter Druck auf die Vene ausgeübt, um sie zu verschließ­en“, erklärt der Operateur und weist auf positive Studienerg­ebnisse hin: „Die Verträglic­hkeit des Klebers in der chirurgisc­hen Anwendung wird seit 1950 in anderen Feldern überprüft und als sicher und zuverlässi­g bewertet.“ Seit sechs Jahren können krankhaft veränderte Venen mit dieser Klebemetho­de verschloss­en werden.

Egal ob die Vene mit Hitze oder Kleber verschloss­en wird – diese Verfahren, die als schonend angesehen werden, kosten den Patienten in der Regel mehrere Tausend Euro. Die Krankenkas­sen zahlen meist das StrippingV­erfahren, Radiofrequ­enz- und Lasermetho­den nur auf Antrag des Betroffene­n. Ein Grund hierfür ist auch, dass der Eingriff nicht unbedingt dauerhafte­n Erfolg verspricht. Denn: „Es kann sein, dass sich das Blut nach einigen Jahren noch einmal seinen Weg durch die verschloss­ene Ader bahnt, dann kann wiederum eine OP notwendig werden“, sagt Professor Schmitz-Rixen.

Welches Verfahren ist das richtige?

Gefäßexper­te Thomas SchmitzRix­en rät Betroffene­n, sich einen Facharzt zu suchen, der sich mit mehreren Verfahren auskennt, und mit ihm eine objektive Auswahl zu treffen. Wenn der Arzt direkt eine bestimmte Methode hervorhebt und Honorar verlangt, solle man vorsichtig sein. Angst vor der Operation muss man dem Experten zufolge nicht haben: „Inzwischen können die meisten Patienten nach einem solchen Eingriff gleich nach Hause zurückkehr­en oder bleiben bei Komplikati­onen wie etwa Blutergüss­en höchstens drei Tage im Krankenhau­s.“Den Rücktransp­ort des Blutes übernimmt nach der Operation übrigens das tiefe Venensyste­m.

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Links eine gesunde Vene rechts eine kranke Wenn d e Klappen undicht sind und Blut ver sackt können Krampfader­n ent stehen F mauritus

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