Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Leinen los auf dem Hohenwarte-Stausee
Am . April startet die Fahrgastschifffahrt in die Saison . Chef Peter Gerwinat steuert die „Saaleland“
Es ist knapp 30 Meter lang und bietet Platz für 348 Passagiere. Gerwinats Kapitäne kommandieren die „Hohenwarte“und die „Saaletal“; doch die „Saaleland“bleibt dem 61-jährigen Chef vorbehalten, denn die zu steuern, ist nicht ganz einfach.
Bei den älteren Schiffen sei alles mechanisch, im besten Fall hydraulisch, der Kapitän erlebe über das Steuerrad sehr direkte Rückmeldungen seiner Lenkbewegungen. Die „Saaleland“, erläutert Gerwinat, verfüge dagegen über ein Wasserstrahlantrieb, der elektronisch gesteuert werde „wie ein Flugzeug“. Ein klassisches Steuerrad, nicht selten groß wie ein Wagenrad und auch noch bei der 90 Jahre alten „Saaletal“zu finden, fehlt bei Gerwinats Flaggschiff.
Schon mit 16 Jahren ist der Saalfelder mit der DDR-Handelsmarine „über den großen Teich“nach Amerika geschippert. Er fuhr auf großen Tankern und Frachtschiffen; als Parteischulabsolventen nervige Restriktionen auf den Pötten einführten, wechselte Gerwinat auf kleine Küstenmotorschiffe. Es ging die europäischen Küsten entlang – Spanien, Norwegen, Finnland. Als die Sowjetunion das Geschäft selbst übernahm und die DDR die Küstenmotorschiffe verkaufen musste, wechselte Gerwinat vom Meer zum „Thüringer Meer“. 1981 war das, nach der Wende 1989 übernahm er die Hohenwarte-Schifffahrt.
Nach einem Hoch in den 1990er-Jahren, als viele Westdeutsche den Osten erkundeten, gingen die Buchungen zurück. Doch nun, seit ein paar Jahren, geht es an der Anlegestelle an der Hohenwarte-Staumauer wieder aufwärts.
Den Winter nutzen Gerwinat und seine zehn Festangestellten, um Zäune, Anlegepontons oder Schiffsbäuche zu streichen. Auf 13 Farbanstriche bringt es so eine Schiffsunterseite.
Zudem fährt Gerwinat auf Messen, um für die Schifffahrt auf dem Stausee und die Region um Saalfeld zu werben. In Sachen Thüringen-Marketing ist er nicht zufrieden, für die Region „östlich von Oberhof und südlich von Weimar“werde kaum geworben. Mit seiner Kritik „ecke ich überall an, das kann ich gut“, sagt er und lacht dabei.