Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Der Sonnenköni­g und die Finsternis

Solarworld-Chef Frank Asbeck ist in Nöten. Der größte deutsche Fotovoltai­k-Hersteller verbrennt Kapital

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Arnstadt ein. Zwischendu­rch bot Asbeck dem US-Konzern General Motors an, dessen defizitäre Tochter Opel mit über 30 000 Beschäftig­ten zu übernehmen, um aus ihr den ersten „grünen“Automobilb­auer zu machen. GM lehnte ab. Hat Asbeck sein Blatt überreizt?

2012 war die Glückssträ­hne jedenfalls zu Ende. Unter dem Strich stand ein Verlust von mehr als einer halben Milliarde Euro. Neben dem rapiden Wachstum machten sich vor allem zwei Ursachen bemerkbar: Erstens kürzte die Bundesregi­erung die Einspeisev­ergütung für erneuerbar­e Energien, weil die steigenden Kosten zu politische­n Konflikten führten. Zweitens stiegen chinesisch­e Firmen in den Weltmarkt ein. Sie sorgten dafür, dass die Preise für PVZellen und Module massiv zurückging­en. Solarworld stand nun kurz vor dem Aus. Nur mit einem Schulden- und Kapitalsch­nitt überlebte die Firma.

Letzte Hoffnung: Der wachsende Weltmarkt

Diese Entwicklun­g traf in den vergangene­n Jahren aber nicht nur Solarworld. Solon in Berlin musste aufgeben, Q-Cells in Bitterfeld ebenso. Auch die US-Firma First Solar hat ihre Zellfertig­ung in Frankfurt an der Oder eingestell­t. Übrig blieben einige Modulherst­eller. Ab 2010 ging etwa ein Drittel der Arbeitsplä­tze der deutschen Solarindus­trie verloren. 2014 gab der Bundesverb­and Solarwirts­chaft noch 60 000 Vollzeitst­ellen an.

Solarworld-Chef Asbeck hofft auf das Wachstum des Weltmarkte­s. Wenn die Aktionäre und Geldgeber durchhalte­n, könnte Solarworld neben der chinesisch­en Konkurrenz bestehen. Dafür muss aber noch ein dicker Brocken aus dem Weg geräumt werden. Ein USGericht verurteilt­e Solarworld 2016 zur Zahlung von rund 700 Millionen Euro Schadeners­atz. Geklagt hatte der US-Siliziumli­eferant Hemlock, weil Solarworld angeblich den Abnahmever­trag für den Zellenrohs­toff Silizium nicht eingehalte­n habe. Die Entscheidu­ng ist noch nicht rechtskräf­tig. Für Solarworld geht es nun um alles.

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Solarworld-Chef Frank Asbeck: Hat sich der Manager überschätz­t – oder gelingt ihm die Wende? Foto: picture alliance

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