Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Rudolstädter ermittelt im ZDF-Samstagskrimi „Ostfriesenkiller“
Ein Gespräch mit Christian Erdmann über die Dreharbeiten an der Seite von Christiane Paul und die Schauspielanfänge in Ostthüringen
Ihre Figur Weller gehört zum Team um Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen, eine verschrobene Ermittlerin, die von Christiane Paul gespielt wird. Wie würden Sie Ihren Charakter beschreiben?
Weller ist ein sehr ruhiger, ausgeglichener Typ, trägt aber auch eine Menge Wut und Enttäuschung mit sich herum und hat auch seine privaten Probleme. Er lebt in Scheidung, hat zwei Kinder.
Wie kamen Sie zu dieser Rolle?
In unserer Branche spielen immer auch Zufälle eine Rolle. Ich hatte eine Casterin kennengelernt, sie lud mich ein zum Vorsprechen. Es war ein ganz tolles Casting. Neben dem Schauspielerischen ist ja auch wichtig, wie man mit den Kollegen kann. Bei Christiane Paul hatte ich sofort das Gefühl, man schaut sich in die Seele.
Wie verliefen die Dreharbeiten? Die waren sehr lustig. Wir durften viel improvisieren. Und Barnaby Metschurat, der den Macho-Ermittler Rupert spielt, haute die komischsten Sprüche raus. Ich muss in solchen Situation immer lachen – auch auf der Bühne. Man kann mich da sehr leicht aus dem Konzept bringen. Und das ist ihm gelungen.
Ihre ersten Schauspielerfahrungen sammelten Sie in Ihrer thüringischen Heimat. Wie sind Sie zum Theater gekommen?
Ich habe am Gymnasium in Bad Blankenburg in einer Schultheatergruppe in „Momo“mitgespielt. In einer der Vorstellungen saß Frank Grünert vom Theaterspielladen Rudolstadt, und er fragte mich direkt danach, ob ich nicht Lust hätte, da mitzumachen.
Sind Sie nicht in Rudolstadt aufgewachsen? Warum haben Sie denn das Abi in Bad Blankenburg gemacht?
Zu DDR-Zeiten durften ja immer nur die zwei Besten zur Erweiterten Oberschule. Ich war leider nur der Viertbeste. Dann kam glücklicherweise die Wende, und es wurde das Gymnasium in Bad Blankenburg eröffnet. Dorthin wurden dann alle übrigen Schüler, die auch das Zeug zum Abitur hatten, geschickt. Ich bin jeden Tag mit dem Fahrrad nach Bad Blankenburg gefahren.
War das nicht ein bisschen weit?
Es ging, so fünf, sechs Kilometer. Irgendwann konnte ich mir jedenfalls vorstellen, auch beruflich als Schauspieler zu arbeiten. Aber bis dahin war es noch ein langer Weg – mit biografischen Unterbrechungen. Ich war dann erst einmal ein halbes Jahr in Israel, weil ich mir nicht sicher war, wohin es gehen sollte. Als ich zurück war, habe ich in Potsdam an der Filmhochschule vorgesprochen und wurde genommen. Von da an ging es Schlag auf Schlag. Nach den Theaterstationen Meiningen, Hannover und Dresden mehren sich seit zwei Jahren die Filmanfragen.
Sind Sie eigentlich noch häufig in der Heimat zu Besuch?
Leider viel zu wenig. Der Kinder wegen aber jetzt wieder öfter. Sie wollen ja auch ihre Großeltern sehen. Ich bin so drei, vier Mal im Jahr in Rudolstadt und immer wieder erstaunt, wie schön es hier ist. Die Landschaft ist spektakulär.
Was vermissen Sie noch an Rudolstadt?
Das Gefühl, heimatlich verwurzelt zu sein. Das vermisse ich, seitdem ich den Beruf ausübe. Und wenn ich da bin, erinnere ich mich gern, wie behütet meine Kindheit war. Ich war früher viel in der Natur, in den Wäldern und Wiesen.