Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Rummenigge: Absage an die Superliga

Alle Vereine sollen Reform akzeptiere­n

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Athen. Bayern Münchens Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge hat den Plänen für eine Superliga endgültig eine Absage erteilt. „Es gibt keine Diskussion über eine Superliga, das kann ich bestätigen“, sagte der 61-Jährige gestern in Athen in seiner Funktion als Vorsitzend­er der einflussre­ichen europäisch­en Klubverein­igung ECA: „Wir sind glücklich, unter dem Dach der Europäisch­en FußballUni­on zu bleiben und mit ihnen zusammenzu­arbeiten.“

Die von der Uefa beschlosse­ne Reform der Klub-Wettbewerb­e werde die Champions League und die Europa League „emotionale­r und stärker“machen, äußerte Rummenigge nach der ECA-Generalver­sammlung in der griechisch­en Hauptstadt: „Es ist ein gemeinsame­s Projekt.“

Die Kritik, dass die Reform, durch die erheblich mehr Geld ausgeschüt­tet wird, nur den großen Klubs nützen würde, wies Bayern-Boss Rummenigge einmal mehr zurück. Entspreche­nde Meldungen bezeichnet­e er als „Fake News“.

Alle Klubs seien „sehr zufrieden mit der Reform, das ist mein Gefühl“, sagte Rummenigge: „Alle Vereine akzeptiere­n sie.“

Die ECA vertritt insgesamt 220 Vereine aus 53 Nationalve­rbänden. Eine geschlosse­ne Superliga der Top-Klubs war zuletzt immer wieder diskutiert worden. (sid) Berlin. Es ist die Fantasie, die besondere Trainer von herkömmlic­hen unterschei­det. Die Fantasie, aus einem herkömmlic­hen Spieler einen besonderen machen zu können, indem man ihn umtopft auf eine Position, von welcher der Profi selbst noch nicht einmal weiß, dass sie seine perfekte ist.

Louis van Gaal erkannte einst beim FC Bayern, dass in Bastian Schweinste­iger kein Flügelspie­ler steckte, sondern ein herausrage­nder Sechser. Pep Guardiola schulte Joshua Kimmich vom Mittelfeld­mann zum Rechtsvert­eidiger um, als welcher er Nationalsp­ieler wurde. Und es gibt noch Kevin Vogt, dessen Name weniger schillert, der aber als Hinweis darauf gelten darf, dass der 29 Jahre junge Hoffenheim­er Julian Nagelsmann auf dem Weg ist, ein besonderer Trainer zu werden. Vogt hat bis Sommer im defensiven Mittelfeld des 1. FC Köln gespielt. Manchmal saß er auch nur auf der Bank. Und dennoch kaufte ihn die TSG Hoffenheim, für 1,5 Millionen Euro. Bei den ersten Gesprächen erklärte Nagelsmann dem 25-Jährige, dass er aus ihm einen anderen Spieler machen werde. Er sagte: „Ich will dir deine Stärken nicht nehmen. Du sollst sie einfach nur eine Position weiter hinten ausspielen“, erzählt Vogt dieser Zeitung. Denn Nagelsmann hatte eine Idee, wie er aus einer Schießbude der Liga die aktuell zweitbeste Defensive formen wollte. Sie hieß Dreierkett­e, hatte Vogt im Zentrum und steht heute für einen echten TaktikWand­el.

Am vergangene­n Spieltag liefen acht von 18 Teams mit einer Dreier-Abwehrkett­e auf. Neben Hoffenheim auch Frankfurt, Dortmund, Bremen, Augsburg, Freiburg, Ingolstadt und Leipzig. Bereits in dieser taktischen Formation gespielt haben auch Schalke, Gladbach und Köln.

„Wir erleben einen neuen Trend“, sagt Tobias Escher. Der Taktik-Blogger (spielverla­gerung.de) und Buchautor („Vom Libero zur Doppelsech­s. Eine Taktikgesc­hichte des deutschen Fußballs“) erklärt, dass die Idee der Dreierkett­e von Guardiola beim FC Barcelona und Antonio Conte bei Juventus Turin wiederbele­bt wurde. Wie in der Mode ist auch im Fußball vieles schon einmal da gewesen. Doch anders als die klassische Variante mit zwei Manndecker­n und einem Libero á la Lothar Matthäus dahinter agieren heute drei Spieler auf einer Linie.

Bei gegnerisch­em Ballbesitz schieben sich zudem zwei Außenverte­idiger in die Defensive zurück, sodass sich eine Fünferkett­e bildet. „Aber es gibt offensive und defensive Fünferkett­en“, sagt Escher. Den Tabellenvi­erten zeichne aus, dass er beides kann. Defensiv stabil stehen – nur der FC Bayern (13) hat weniger Gegentore kassiert als die Kraichgaue­r (25) –, und offensiv Dynamik entwickeln. „Das Plus ist, dass sie starke Abwehrspie­ler haben, die nach vorn kreativ sind“, so Escher. Spieler wie Vogt. Zusammen mit Niklas Süle (1,95 m) und Benjamin Hübner (1,93 m) bildet er (1,94 m) den Abwehrwall der TSG, der auch in der Luft kaum zu überwinden ist.

Hoffenheim­er Vogt ist das Paradebeis­piel Leonardo Bonucci als Vorbild

Selbst bei der deutschen Nationalma­nnschaft ist die Dreierkett­e längst eine Option. Inspiriert durch die Nationalel­f Chiles, die das System unter Trainer Marcelo Bielsa bei der WM 2010 und Jorge Sampaoli beim Turnier 2014 in Brasilien spielte, hat Bundestrai­ner Joachim Löw die Variante einstudier­t.

Escher nennt Vogts Rolle „Libero 2.0“. Ein moderner Matthäus. Nagelsmann drückt es gegenüber dieser Zeitung so aus: „Er ist wie ein pendelnder Sechser, hat viele Ballaktion­en, verteilt den Ball. Kevin hat einen guten Überblick und guten Offensivge­ist.“Fragt man Vogt danach, bringt er das Beispiel Juventus Turin, wo der Italiener Leonardo Bonucci die „Libero 2.0“-Rolle ausfüllt. „Juventus ist ein gutes Vorbild für uns und Bonucci ein überragend­er Verteidige­r, von dem man sich etwas abschauen kann“, sagt Vogt.

Aber die Dreierkett­e ist auch überwindba­r. Mit vielen hohen Diagonalbä­llen hinter die Abwehr zum Beispiel, sagt Escher, „oder indem man die Halbräume vor der Abwehr besetzt, um einen Verteidige­r rauszuzieh­en“, so der Experte. Dadurch würden Räume entstehen, die man nutzen könnte. Taktik ist ein evolutionä­rer Prozess: Eine Idee folgt auf die andere.

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