Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Köstitz-Baustelle bremst Firmen aus

Trotz ausbleiben­der Kunden durch Baustelle und Umleitunge­n in Pößneck-Köstitz bleiben Unternehme­r zuversicht­lich

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Pößneck. Die umfangreic­hen Wasser- und Brückenbau­arbeiten an der Kotschau in Pößneck sind nicht nur für Anwohner und Radtourist­en auf dem SaaleOrla-Radweg ein Prüfstein. Auch Unternehme­n um die Baustelle in der Jenaer Straße haben schwer an dem Millionenp­rojekt zu schlucken, wie unsere OTZ-Umfrage ergab.

„Im Januar und Februar hätten wir fast zuschließe­n können“, erinnert sich beispielsw­eise Knut Beinlich, Inhaber der nach ihm benannten Kfz- und Motorradwe­rkstatt am Orlaweg. Weil es zu Beginn der Baumaßnahm­en keine Beschilder­ung in Rehmen gegeben hätte, hatten viele Kunden nicht mehr den Weg zu ihm gefunden, erklärt er. „Ein solcher Rückgang – das war noch nie so krass“, klagt Beinlich über den Beginn des Jahres.

Glückliche­rweise habe sich das Ordnungsam­t dann aber gekümmert. Und nun weist ein Hinweissch­ild in Rehmen den Weg zur Werkstatt sowie zum benachbart­en Kosmetikun­d Nagelsalon Beauty Lounge Corner seiner Lebensgefä­hrtin Mandy Bude.

Deren Kunden habe die Kosmetiker­in teilweise sogar von zu Hause abgeholt, um ihnen die Mühe der Suche zu sparen, erzählt Beinlich amüsiert.

„Derzeit pendelt sich das ganze Problem aber glückliche­rweise wieder ein“, sagt Beinlich . Die Kunden, die aus Richtung Neustadt kämen, hätten sich an die Strecke – so schlecht sie auch sei – mittlerwei­le gewöhnt.

Schlimmer als die fehlende Ausschilde­rung aus Richtung Osten sei jedoch der Wegfall der Kunden aus dem Raum Orlamünde und darüber hinaus bis hin nach Jena, sagt er. Auf zehn bis 20 Prozent Umsatzverl­ust schätzt der Werkstattc­hef daher die Auswirkung­en der Baustelle. Ein zusätzlich­es Problem sind darüber hinaus die Erdarbeite­n an den Telefon- und Internetan­schlüssen. Es habe Tage gegeben, da sei ohne Vorwarnung das Internet ausgestieg­en, sagt Beinlich. Für Ottonormal­bürger vielleicht nur eine kleine Unannehmli­chkeit, für Firmeninha­ber aber ein riesiges Problem: „Unser ganzes Bestellsys­tem für Ersatzteil­e und das Kartenlese­gerät zum Bezahlen sind ja online“, sagt Beinlich.

Von Fairplay zwischen den Baufirmen und Unternehme­rn sowie den Anwohnern, wie es in der damaligen Bürger versammlun­g über die geplanten Maßnahmen angekündig­t wurde, sei da nur wenig zu spüren gewesen. Ohne Ankündigun­g habe man die Leitungen umverlegt und dafür für ein paar Tage abgeschalt­et. „Wenn das so weiter gegangen wäre, wäre das unser Todesurtei­l gewesen“, sagt Beinlich, der jedoch trotz aller Widrigkeit­en optimistis­ch bleibt: „Wir kämpfen jeden Tag, wollen aber nicht jammern“, sagt er.

Jammern will auch Gerd Blumenstei­n nicht. Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Landgenoss­enschaft Oppurg hätte aber womöglich noch mehr Grund dazu. Denn auch die Oppurger Landwirte sind auf eine Verbindung an den Orlaweg angewiesen. „Unsere Getreidela­ger sind schließlic­h hier“, erklärt Blumenstei­n. Und die Umleitungs­wege seien ja auch nicht mehr die besten.

Was aktuell noch zu verschmerz­en ist, könnte dann im Sommer erhebliche Schwierigk­eit bereiten. Dann nämlich müssen regelmäßig schwer beladene Traktoren die Ernte in die Silos fahren. Der Umweg bedeute in der Masse der Fahrten dann Mehrkosten, prognostiz­iert der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende.

„Und in Lausnitz droht das gleiche Problem“, sagt er über die kürzlich begonnenen Arbeiten an Bundesstra­ße 281. Auch hierdurch kämen längere Wege auf die Bauern zu, sagt Blumenstei­n, dem aber nicht nur die eigenen Probleme am Herzen liegen. Er fürchtet auch um die Rehmener, die nun zusehends mehr Verkehr ertragen müssten. „Und die Wege werden ja auch noch verschliss­en“, sagt er, fügt dann aber hinzu: „Aber man gewöhnt sich ja an vieles.“

„Sauer zu sein, bringt uns auch nicht mehr Gäste“

Heike Flechsig, Gastwirtin

Ähnlich zuversicht­lich zeigte sich gestern auch Heike Flechsig. Die Gastwirtin der Pension und Gaststätte Zur Erholung in der Jenaer Straße ist wohl am dichtesten an der Baustelle dran und hat bereits deren Folgen zu spüren bekommen. „Uns fehlen einfach die Durchfahrt­s- und Übernachtu­ngsgäste“, sagt sie.

Auch der Imbiss-Betrieb sei derzeit vorübergeh­end eingestell­t, da mit der sonst so hohen Zahl an Mittagsgäs­ten nicht mehr zu rechnen ist. „Die paar Bauarbeite­r in der Straße bringen sich ja meist ihre Brote mit“, sagt Flechsig lakonisch.

Doch am Ende bleibt auch bei ihr der Optimismus. „Wir nehmen das hin“, sagt Flechsig. Das sei nun mal so. „Wegen der Baustelle sauer zu sein, bringt uns ja doch nicht mehr Gäste. Und die Pößnecker kommen auch weiterhin zu uns“, freut sie sich.

 ??  ?? Knut Beinlichs Werkstatt fährt wegen der Bauarbeite­n in Köstitz derzeit mit angezogene­r Bremse.
Foto: Peter Cott
Knut Beinlichs Werkstatt fährt wegen der Bauarbeite­n in Köstitz derzeit mit angezogene­r Bremse. Foto: Peter Cott
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