Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Personalnot bremst Camping-Aufschwung
Restaurant an der Alter-Bucht noch immer nicht in Betrieb. Platzbetreiber Schniz investiert in weitere Neuerungen.
noch nicht einen Tag. „Wir gehen beim Jobcenter ein und aus, wir waren auf Jobmessen, haben inseriert – alles vergebens.“ Sogar die Einrichtung einer Dienstwohnung an der Bucht habe er erwogen. „Im Servicebereich herrscht de facto Vollbeschäftigung, da greifen die Leute lieber zu Jobs möglichst ohne Wochenend-Dienst und mit Sommerurlaub“, hat Schniz als Ursache ausgemacht. Drei Köche und drei Kellner fehlen ihm, um endlich den Restaurantbetrieb zu starten.
Wenigstens nebenan, wo vormals die Toiletten und später die Wäscherei für die Camper war, geht es voran. Von der Decke baumeln Kabel, Möbelteile und verpacktes Gerät füllen den Raum. Hier soll zum Saisonbeginn die Selbstkocher-Küche samt Sitzbereich fertig werden, dazu gibt es eine Terrasse, auf der die Gäste ihr Selbstgebrutzeltes mit Blick aufs Wasser verzehren können. Hat Schniz keine Sorge, sich damit quasi selbst ins gastronomische Knie zu schießen, falls sich doch noch Personal für seine Gaststätte findet? „Ach was“, wehrt er ab, „auch unter Campern gibt es ganz verschiedene Klientels.“Die einen würden sich als Komfort-Urlauber verstehen, die etwa die komplett ausgestatteten Miet-Wohnwagen beziehen und ihre Labe wie Hotelgäste im Restaurant bevorzugen. Andere würden eben gerade in der Selbstverpflegung den Reiz sehen. „Der Trend geht zum Komfort“, urteilt Schniz aus immerhin jahrelanger Erfahrung. Weshalb in diesem Jahr noch eine weitere Neuerung folgt: die automatische Mobil-ToilettenEntleerung und -Reinigung. Das „CamperClean“-System, etwa so groß wie eine Telefonzelle, nimmt – nach Bezahlung mit Bargeld oder Platzkarte – die gefüllte Toilettenkassette auf und gibt sie nach rund zwei Minuten praktisch wie neu wieder heraus.
Und weil zu Kriterien bei der Sterne-Vergabe durch den Campingverband auch Umweltentlastung zählt, investiert er auch in die Müllentsorgung. Die erfolgt zwar schon jetzt sauber getrennt nach Abfallsorten. Wird aber nun durch Ablaufplatten und -rinnen ergänzt, um eventuell auslaufende Flüssigkeiten aufzunehmen.
Und noch eine Neuerung möchte Schniz bald realisieren: ein Kinderspielzimmer, damit die Kleinen bei Schmuddelwetter nicht zwangsläufig im Wohnwagen oder Zelt beschäftigt werden müssen. Der Gedanke hinter den Neuerungen sei nicht allein die Komfortsteigerung, erklärt der Unternehmer. Sondern das Bestreben, die Saison über die übliche Zeit zwischen Pfingsten und Schuljahresbeginn auszudehnen. „Im Sommer sind alle Plätze an der Saale voll“, so Schniz, „mehr Übernachtungen gehen nur über eine Saison-Verlängerung.“Das Ziel seien 16 000 bis 17 000 Übernachtungen pro Jahr auf dem Platz – angefangen hat er mit rund 800.
Dem dient ein weiteres Novum, an dem der Camping-Bundesverband bastelt, dem Schniz als Vizepräsident mit vorsteht: ein Online-Buchungsportal, das wie bei solchen für Hotels direkte Buchungen in Echtzeit ermöglicht. „So etwas gibt‘s für ganz Deutschland tatsächlich noch nicht, lediglich bei einzelnen Plätzen“, erläutert Schniz. Das Portal soll auch den Betreibern anzeigen, wo in ihrer Nachbarschaft noch freie Stellplätze verfügbar sind. Bislang laufen solche Abfragen per Telefon oder Mail und die Antwort kommt nicht immer sofort, wenn etwa der Platzwart gerade am Bootssteg arbeitet.
Ein letztes Ärgernis in Schniz‘ Augen heißt Thüringer Tourismus GmbH (TTG). Die kassiere einen Großteil der Landeszuschüsse auch für Camping, gehe aber mit den Angeboten nicht auf Messen und grenze den Campingverband aus Fachgremien des Deutschen Tourismusverbandes aus. Der Vorstand des Landesverbandes, dem Schniz vorsteht, hat nun beschlossen, die von der TTG vereinnahmte Camping-Karte als Hauptwerbemittel zurückzufordern und für die seit Jahren von ihm betriebene Messe-Aktivität auch für die nicht organisierten Plätze das Geld zu verlangen, das bislang an die TTG fließt.
Wie früher: keine Leute, keine Leute Ziel: 16 000 bis 17 000 Übernachtungen pro Jahr