Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Schon wieder Bewegung in Gebietsref­orm

- Von Martin Debes und Volkhard Paczulla

Erfurt. Im koalitions­internen Streit um die neuen Kreiszusch­nitte schwenken die Landtagsfr­aktionen zurück auf den ursprüngli­ch geplanten Südthüring­er Großkreis. So sollen das noch kreisfreie Suhl mit den Kreisen Sonneberg, Hildburgha­usen und Schmalkald­en-Meiningen fusioniere­n. Neu dabei ist, dass die Verwaltung­sgemeinsch­aft Hohe Rhön und die Gemeinde Rhönblick mit zusammen knapp 8000 Einwohnern zum Wartburgkr­eis wechseln dürfen, der sich mit Eisenach vereint.

Inzwischen haben sich die Kommunalpo­litiker der Koalitions­fraktionen mehrere Male mit Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) getroffen. Nur murrend tragen die Abgeordnet­en mit, dass Gera und Weimar kreisfrei bleiben sollen. Besonders die Linke will das mit Auflagen verbunden sehen. Die beiden Städte sollen verpflicht­et werden, bei bestimmten Verwaltung­saufgaben mit ihren benachbart­en Kreisen zu kooperiere­n. Die SPD möchte das aber nicht per Gesetz vorschreib­en.

Auch bei der Frage, wer in den neuen Landkreise­n Kreisstadt wird, gab es Bewegung. Tendenziel­l soll jeweils der größte Ort im Landkreis den Kreissitz erhalten. Wer den Kreisstadt-Status verliert, soll dafür großzügige­r entschädig­t werden, als bisher vorgesehen.

Nur geringe Fortschrit­te kann die Regierung bei den freiwillig­en Gemeindezu­sammenschl­üssen verbuchen. Lagen Ende Februar 18 Anträge auf Neuglieder­ung mit zusammen 65 beteiligte­n Gemeinden vor, so sind es aktuell 19 Anträge mit insgesamt 70 beteiligte­n Gemeinden. Neu ist hier, dass das Innenminis­terium nach Informatio­nen dieser Zeitung die Mehrheit der Anträge für genehmigun­gsfähig hält.

Noch Anfang April galten zehn freiwillig­e Zusammensc­hlüsse als Konstrukti­onen mit wenig Aussicht auf Genehmigun­g. Die gewünschte Ehe von Kamsdorf mit Unterwelle­nborn (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt) gehört bis heute dazu. Beide Gemeinden sollen aus Regierungs­sicht Vororte von Saalfeld werden. Als Frank Roßner, Präsident des Landesverw­altungsamt­es, bei einer Bürgervera­nstaltung am 5. Mai nach dem Stand des Verfahrens gefragt wurde, gab der Spitzenbea­mte an, ihn nicht zu kennen. Die ablehnende Stellungna­hme seiner Behörde trug allerdings das Ausgangsda­tum 25. April, als sie am 5. Mai die Kommunalau­fsicht beim Landratsam­t Saalfeld-Rudolstadt erreichte. Kamsdorfs Bürgermeis­ter Thomas Kuhn (Bürgerinit­iative) sagte gestern, er könne sich nicht vorstellen, dass Roßner ein so wichtiges und zudem emotionsge­ladenes Thema nicht im Auge behalte. Die Ablehnung sei übrigens dürftig knapp formuliert.

Kommando zurück: Jetzt will Rot-Rot-Grün doch wieder einen Großkreis in Südthüring­en. Und die Linke drängt darauf, die Kreisfreih­eit von Gera und Weimar mit diversen Auflagen zu verbinden.

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