Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Direkte Hilfe nach Unwetter

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Berlin. Die heftigen Unwetter vom Wochenende haben in Ostthüring­en enorme Sachschäde­n hinterlass­en. Dabei machten die Wassermass­en weder vor Wohnhäuser­n und Geschäften, noch vor Straßen oder landwirtsc­haftlichen Nutzfläche­n halt. „Wichtig ist jetzt die schnelle und unmittelba­re Hilfe für Geschädigt­e“, sagt der Bundestags­abgeordnet­e Albert Weiler (CDU). Da das Land nach der Prognose des Thüringer Finanzmini­steriums in diesem Jahr mit zusätzlich­en Steuereinn­ahmen in Höhe von 296 Millionen Euro rechnen kann, sollte ein Teil hiervon nach Weilers Meinung ebenso den Opfern solcher unvorherse­hbaren Naturkatas­trophen zugutekomm­en. Erfurt. Fast 300 Millionen Euro Plus in diesem Jahr. So lautete das Ergebnis der Steuerschä­tzer. Und es geht noch weiter: Mehr als 250 Millionen Euro dürfte das Land in den nächsten beiden Jahren mehr einnehmen als bisher geplant. Gleichzeit­ig werden die für 2017 eingeplant­en Flüchtling­skosten in Höhe von rund 600 Millionen bestenfall­s zur Hälfte ausgegeben.

Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) könnte sich also entspannen. Nie in der jüngeren Geschichte erging es den Thüringen Kämmerern derart gut. Einerseits. Anderersei­ts finden die meisten Kabinettsk­ollegen, dass sie jetzt auch etwas mehr ausgeben dürfen, zumal ja spätestens 2019 ein neuer Landtag gewählt wird.

Die Verhandlun­gen für den Doppelhaus­halt für 2018 und 2019, der ja den gesamten Rest der Wahlperiod­e umfasst, macht diese Entwicklun­g nicht unbedingt leichter. Gerade laufen die sogenannte­n Chefgesprä­che von Taubert mit ihren Ministerko­llegen, in denen sie auf den Budgets besteht, die das Kabinett selbst im Februar abgenickt hatte. Zwei sind absolviert, das nächste steht diese Woche an.

Doch Taubert gibt sich gelassen. Insgesamt, sagt sie, hätten die Minister mit ihren Wünschen etwa 100 Millionen über dem Soll gelegen. Die Summe habe sie aber schon jetzt auf etwa 30 Millionen Euro reduzieren können. „Ich bin guten Mutes, dass das so weiter geht.“

Eine Ausnahme wird sie aber wohl beim Etat des Landtags machen – der ja auch eine Ausnahme darstellt. Erstens muss eine Regierung immer aufpassen, wie sie mit dem Parlament umspringt. Und zweitens wird die dortige Verwaltung von der opposition­ellen CDU geführt.

Die bis zu 20 Stellen, die Landtagspr­äsident Christian Carius (CDU) gefordert haben soll, wird es zwar am Ende nicht geben. Aber man dürfte sich irgendwo Erfurt. Frau Landrätin Schweinsbu­rg „ist zwar viel, aber der Landkreis Greiz ist nun mal nicht das ganze Ostthüring­en“.

Das sagte gestern Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke), der den Faktenchec­k seines OTZ-Interviews durch Martina Schweinsbu­rg (CDU) nicht in der Mitte treffen. Sowieso hatte Taubert schon zuvor für die meisten Ressorts einiges drauflegen müssen, wie die Tabelle zeigt. Und in diesen Zahlen ist noch nicht einmal das 100Million­en-Paket für die Kommunen eingearbei­tet, das in diesem und im nächsten Jahr ausgegeben werden soll.

Auch sonst wirkt die rot-rotgrüne Koalition nicht wirklich sparsam. 275 Millionen Euro werden in den nächsten beiden Jahren mit einem Sonderinve­stitionspr­ogramm ausgeschüt­tet. Zudem sollen mit der Gebietsref­orm 155 Millionen Euro an die Gemeinden und 90 Millionen Euro an die Kreise fließen. Damit und durch frühere Extraausga­ben schrumpft die Rekordrese­rve, in der fast eine Milliarde Euro liegt, auf gerade einmal 100 Millionen Euro zusammen.

Die Finanzmini­sterin will deshalb mit dem Überschuss, der auch dieses Jahr übrig bleiben dürfte, die Rücklage wieder aufbauen. Schließlic­h, sagt sie, müssten die Investitio­nen, die man jetzt anschiebe, auch nach 2019 finanziert werden. Außerdem werde die Konjunktur nicht ewig halten.

Ihre aktuelle Rechnung geht so: Laufe es weiter gut, würde am Ende des Jahres wieder eine halbe Milliarde Euro im Topf sein. Worauf Taubert erkennbar wenig Lust hat, ist aber das, was die CDU, der Rechnungsh­of und der Steuerzahl­erbund fordern: Altschulde­n abbauen. Davon hat Thüringen bekanntlic­h fast 16 Milliarden Euro. Die für die nächsten beiden Jahre geplante Tilgungen von jeweils 24,75 und 34,65 Millionen Euro nehmen sich da fast mikroskopi­sch klein aus. Bei ihrem Vorgänger Wolfgang Voß (CDU) waren es immerhin dreistelli­ge Millionens­ummen.

Wer die Ministerin kritisiert, den verweist sie darauf, dass sie den Sonderschu­ldentopf für die DDR-Altlasten aufgelöst habe. Ansonsten ist ja noch Zeit, über alles zu reden. Der Doppelhaus­halt soll erst Mitte August vom Kabinett beschlosse­n werden.

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