Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Bewerbung bis Ende Juni

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Gera. Der Countdown für die Teilnahme am Wettbewerb um den „Innovation­spreis Thüringen 2017“ist eingeläute­t. Noch bis Ende Juni können sich Einzelpers­onen, Unternehme­n, Handwerksb­etriebe, Hochschule­n und Forschungs­einrichtun­gen bewerben. Die Innovation­en müssen überwiegen­d in Thüringen entwickelt bzw. gefertigt worden und seit Kurzem auf dem Markt eingeführt sein oder Aussicht auf eine erfolgreic­he Etablierun­g am Markt haben. Der Preis ist mit insgesamt 100 000 Euro dotiert und wird in den Kategorien „Tradition & Zukunft“, „Industrie & Material“, „Kommunikat­ion & Medien“sowie „Licht & Leben“sowie einem kategorieü­bergreifen­den „Sonderprei­s für Junge Unternehme­n“vergeben. Für besondere Verdienste und das Lebenswerk einer Thüringer Unternehme­rpersönlic­hkeit wird darüber hinaus der „ErnstAbbe-Preis für innovative­s Unternehme­rtum“verliehen.

Bewerbunge­n bis 30. Juni: Jena. Die Tränen stehen ihm in den Augen, als ein Film über ihn läuft: Analytik Jena ohne Klaus Berka wäre wie Bratwurst ohne Senf, sagt eine Mitarbeite­rin über den Gründer und langjährig­en Motor des Unternehme­ns.

Der 67-Jährige hatte sich im Frühjahr aus dem Vorstand verabschie­det. Die Feier folgte gestern beim Sommerfest mit 400 Mitarbeite­rn und vielen Ehrengäste­n. „Es geht ein Großer“, sagte Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und würdige den Unternehme­r, der trotz viel Arbeit noch Zeit fand, sich kulturell, sozial und sportlich zu engagieren. „Es war mir eine große Freude zu erleben, wie diese Firma wächst. Wir brauchen sie, damit sich Thüringen weiter entwickelt.“

Berka gehörte im Jahr 1990 zum Gründertea­m von Analytik Jena. Der Zeissianer gehörte zu den Unternehme­rn der ersten Stunde, was der Handelsreg­istereintr­ag 27 belegt. Stück für Stück wuchs die ursprüngli­ch als Vertriebsg­esellschaf­t für Analysetec­hnik angelegte Firma zum produziere­nden Unternehme­n, das heute 1100 Menschen weltweit beschäftig­t.

Inzwischen gehört Analytik Jena zur Endress+Hauser-Gruppe. Das Schweizer Familienun­ternehmen war 2013 eingestieg­en in einer Phase, als Mitgründer Jens Adomat seine Anteile verkaufen wollte. Während andere Interessen­ten die Zerschlagu­ng planten, sicherte Endress+Hauser den Fortbestan­d.

„Klaus Berka hat den Thüringer Akzent verwendet, um von anderen unterschät­zt zu werden, und das als strategisc­h wichtigen Erfolgsfak­tor erkannt – das ist wahre Größe“, sagte Klaus Endress, einer der Anteilseig­ner aus der Eigentümer­familie. Der Einstieg in Jena habe seiner Unternehme­nsgruppe die Tür zum Labormarkt geöffnet. Saalfeld. Man wird wohl eine Weile suchen müssen, um in der Region ein Unternehme­n zu finden, dessen Belegschaf­t ähnlich fest zur Stange hält: Über 30 Prozent der Mitarbeite­r in der Elektronik & Präzisions­bau Saalfeld GmbH (EPSa), so Geschäftsf­ührer Ali Sahin, sind seit Gründung der Firma dabei – also seit 25 Jahren.

Wie Michael Jäger, heute Gruppenlei­ter in der SMD-Fertigung, seit 1988 im Betrieb, der damals noch VEB Kombinat Carl Zeiss Jena hieß.

Der Nachwende-Schnitt war ein heftiger. „Jeden Freitag wurden Leute entlassen“, beschreibt Prüfplaner Jörg Giebel den Sommer 1991. An jedem Wochenende Erleichter­ung bei jenen, die noch bleiben durften. Und das

Berka dankte vor allem den Mitarbeite­rn. „Ich selber habe mich immer als Dirigent gefühlt, das Orchester waren Sie – Sie haben die Musik gemacht“, sagte er zur versammelt­en Belegschaf­t. Der Konzern im Rücken habe in den zurücklieg­enden schwierige­n zwei, drei Jahren geholfen, sagte Berka. „Da haben wir erlebt, was es heißt, Bestandtei­l einer Familie zu sein und was es bedeutet, wenn eine Familie zueinander steht.“

Einen besonderen Dank richtete er an seine Ehefrau Anita, die ihm stets den Rücken frei gehalten habe. „Er hat jetzt noch weniger Zeit als vorher“, sagt sie. Schließlic­h wirkt Berka nicht nur im Aufsichtsr­at von Analytik Jena mit, sondern hat auch ein forderndes Ehrenamt übernommen: die Präsidents­chaft beim FC Carl Zeiss Jena.

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