Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Größtes Giftschlammbecken abgedeckt
Gera. Zum Tag der offenen Tür der Wismut GmbH schob am Sonnabend ein Pistenbully den letzten Quadratmeter freiliegende Schlämme der Industriellen Absetzanlage Culmitzsch mit Sand und Kies zu.
Die Vollendung der Zwischenabdeckung ist ein Meilenstein bei der Abwehr von Umweltgefahren. In den ehemaligen Tagebau Culmitzsch bei Seeligenstädt (Landkreis Greiz) kippte der Uranerzbergbau bis 1990 die mit Säure ausgewaschenen Erzschlämme. Der sehr feinkörnige Schlick ist nicht nur radioaktiv, sondern auch mit Arsen und anderen giftigen Chemikalien belastet. Rund 155 Millionen Kubikmeter lagern hier, in einer bis zu 70 Meter tiefen Schicht.
Wer 1991 auf dem Damm zwischen den Becken A und B der Absetzanlage stand, sah zwei Seen, der eine 158 Hektar, der kleinere 76 Hektar groß. Der Giftschlamm unter dem Wasser ließ sich nur erahnen. Von trocken gefallenen Uferbereichen wehte der Wind radioaktiven Staub auf.
Die von Fachleuten „Tailings“genannten Schlämme „sind immer noch da, aber jetzt verkapselt“, beschreibt Wismut-Geschäftsführer Stefan Mann die gewählte Sicherungs-Technologie. Hauptsächlich sei es darum gegangen, die Tailings von Oberflächenwasser und Querströmen im Untergrund weitgehend zu trennen. Weil es für die Aufgabe in diesen Dimensionen weltweit keine Erfahrungen gab, entwickelte der Sanierungsbetrieb Wismut sein eigenes Konzept.
Zunächst wurde das Oberflächenwasser abgepumpt und chemisch gereinigt. Auf die nun freiliegenden Tailings konnte ein Vlies aufgebracht werden. Darauf wurden wasserdurchlässige Gittermatten gelegt. Die dritte Schicht bildete ein Geogitter. Erst das gestattete die Begehbarkeit, ohne dass Mensch und Technik zu versinken drohten wie im Moor. Nun konnten textile Entwässerungsdochte senkrecht und bis zu fünf Meter tief nach einem ausgeklügelten Raster in die Tailings gedrückt werden. Weitere Lagen aus Haldenmaterial und einem Sand-KiesGemisch pressten durch ihre Last das Wasser aus den oberen Schichten der Schlämme, die auf diese Weise langsam stabil wurden. Mit den Jahren lässt sich so die Absetzanlage immer weiter trockenlegen. Abwehrbrunnen und Drainagesysteme fangen das Wasser auf. Seine Reinigung zählt zu den Ewigkeitskosten des Bergbaus.
Insgesamt hat der bundeseigene Sanierungsbetrieb Wismut bisher rund 6,2 Milliarden Euro zur Sicherung und Sanierung verbraucht. 3,2 Milliarden davon in Ostthüringen. Hier werde auch in den nächsten Jahren der Schwerpunkt der Arbeiten liegen, blickte Geschäftsführer Mann in die Zukunft.