Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Sorge um Juristen-Nachwuchs
Viele Richter und Staatsanwälte stehen vor ihrer Pensionierung. Personeller Umbruch in Thüringens Justiz
der jetzige Justizminister die Zeichen der Zeit erkannt hat und bereits eine nennenswerte Zahl junger, bestens ausgebildeter Juristen eingestellt werden konnte.“Allerdings hätten sich die Aussichten, zukünftig genug geeigneten Nachwuchs zu gewinnen, deutlich verschlechtert. So hätten seit einem Jahr Referendare nicht mehr den Status als Beamte auf Widerruf. „Das ist ein fataler Verlust.“
Die frühere Regelung habe dem Freistaat einen Bonus im Vergleich zu anderen Ländern verschafft. Nun aber hätten Referendare monatlich 400 bis 600 Euro weniger in der Tasche, viele müssten sich einen Nebenverdienst suchen. Das sei mitunter der Leistung in der Ausbildung abträglich. Laut Kaufmann gibt es inzwischen einen Mangel an Rechtsreferendaren im Land. Zum letzten Einstellungstermin hätten nur noch 27 Referendare eingestellt werden können, weil nicht mehr Bewerbungen vorlagen – früher seien es mitunter mehr als 100 gewesen.
Auch Thüringer Studienabsolventen verlassen seinen Angaben nach das Land, um andernorts den Referendarsdienst zu leisten. „Wer aber als Referendar in ein anderes Land geht, kommt meistens nicht nach Thüringen zurück.“
Im Wettbewerb um die besten jungen Köpfe stehen die Gerichte zudem in Konkurrenz mit Großkanzleien, etwa in Hamburg, Berlin und Frankfurt am Main. Die zahlten schon mal 100 000 bis zu 140 000 Euro Einstiegsgehalt im Jahr und damit etwa das Dreifache, was ein junger Richter verdiene, rechnete Kaufmann vor. Zudem habe vor allem das Nachbarbundesland Bayern Thüringen schon manchen jungen, in Thüringen ausgebildeten Juristen weggeschnappt.
Der OLG-Präsident hofft auch auf Rückkehrer, die in den vergangenen Jahren nach dem Studium in andere Bundesländer gegangen sind, um dort als Richter zu arbeiten.
Auch Juristen, die bisher als Anwalt gearbeitet haben, könnten die ein oder andere Lücke auf den Richterbänken füllen. Allerdings dürfe in solchen Fällen das zweite Staatsexamen nicht zu lange zurückliegen, betonte Kaufmann. (dpa)