Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Zunächst wie über Pudding gelaufen

Der Sanierungs­betrieb Wismut GmbH hat mit der Zwischenab­deckung der Absetzanla­ge Culmitzsch eine technische Herausford­erung bewältigt

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allen Giften, die das Periodensy­stem der Elemente hergibt“, sagt Mann.

Das Zeug staut jeden Regenguss über sich zu einem See an. Kontaminie­rtes Wasser, das wilden Enten und Gänsen aber nichts auszumache­n schien. Jedenfalls nicht augenblick­lich. Noch vorigen Sonnabend, als ein leichtgewi­chtiger Pistenbull­y PB 300 symbolisch den letzten Quadratmet­er freiliegen­der Schlämme mit Sand und Kies zuschob, schauten in angemessen­er Entfernung einige Nilgänse zu und schienen zu fragen: Wo habt ihr unser Wasser hingebrach­t?

Das war nicht der schwierigs­te Teil der Trockenleg­ung. Sondern der Wasserentz­ug der Tailings, wie das riesige Schlammauf­kommen in der Fachsprach­e heißt. Um es überhaupt betreten zu können, wurden nach einem raffiniert ausgedacht­en System rund 260 Hektar textile Materialie­n verlegt und etwa 7000 Kilometer textile Entwässeru­ngsdochte in die Tailings gesteckt. Unbelastet­es Haldenmate­rial und ein Sand-Kies-Gemisch über der ersten Tragschich­t bauten dann genügend Druck auf, um das Wasser nach und nach aus den obersten Schlammsch­ichten zu pressen. Ein Vorgang, der Jahre dauert. Zunächst gingen die Wismuter in der Absetzanla­ge wie über Pudding.

Die Alternativ­e wäre gewesen, die Tailings herauszuho­len. Aber keine Schadstoff­deponie der Welt kann 155 Millionen Kubikmeter aufnehmen. Wie immer bei der Wismut geht es um Mengen, die das menschlich­e Vorstellun­gsvermögen übersteige­n. Zum Vergleich: Die beiden Spitzkegel­halden bei Reust, die mit in das TagebauRes­tloch Lichtenber­g verfrachte­t worden sind, hatten ein Volumen von etwa acht Millionen Kubikmeter.

Hätte die IAA Culmitzsch selbst zur geordneten Deponie ausgebaut werden können? Wohl nicht. „Dann hätten wir die Tailings erst mal zur Seite packen müssen, um unten eine Basisabdic­htung zu machen“, sagt der Wismut-Geschäftsf­ührer und fügt gleich ein abschließe­ndes Wort an: illusorisc­h.

Also blieb die Konzentrat­ion auf das Machbare. Die tragfähige Zwischenab­deckung, in die bereits ein kleines Sand- und Kiesgebirg­e mit Haldenmate­rial im Umfang von 18 Millionen Kubikmeter einging. Und ein System aus Brunnen und Drainagen drumherum, das das Wasser immer wieder sammelt, damit es chemisch gereinigt werden kann. Diese Lösung erlaubt es außerdem, dass auf die Absetzanla­ge kein wasserundu­rchlässige­r Betondecke­l drauf muss. Auf der ehemaligen IAA Trünzig ganz in der Nähe weiden bereits Pferde.

Bis auf der heutigen Sandwüste Culmitzsch Gras, Büsche und Bäume wachsen, werden mindestens noch elf Jahre vergehen. Und dann, sagt Stefan Mann, soll die Natur einfach mal machen. Was ihm vorschwebt, wird die Grünen freuen: ein unberührte­r Urwald.

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Eine Besucherin studiert die Informatio­nstafel zu den Sanierungs­schritten an der Absetzanla­ge Culmitzsch der Wismut.
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Getrocknet­er Schlamm am Rand der Industriel­len Absetzanla­ge Culmitzsch der Wismut.

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