Ostthüringer Zeitung (Pößneck)
Krabben sind der neue Kaviar
Die Preise steigen: In Hamburg kostet ein Brötchen , Euro
nen Jahr hatten die Krabbenfischer an der Nordsee einen Negativ-Rekord vermeldet: Im Vergleich zu den 11 000 Tonnen vom Vorjahr hatte sich die Ausbeute 2016 fast halbiert. Zurzeit sieht es nicht besser aus. Selbst 1990, das als letztes Krisenjahr gilt, waren die Zahlen nicht so schlecht wie jetzt.
Schuld daran ist den Krabbenfischern zufolge vor allem der Wittling: Die dorschartigen Fische, die sich massenhaft vermehrt haben, fressen die kleinen Nordseegarnelen weg, bevor sie groß genug für die Netze der Kutter sind. Das hat Folgen für Markt und Verbraucher. Als es 2011 Krabben im Überfluss gab, war der Erzeugerpreis auf bis zu 1,30 Euro für ein Kilogramm un- Schalentiere gefallen.
2015 waren es im Durchschnitt wieder mehr als 3,60 Euro für ein Kilo, 2016 schon mehr als acht Euro. Vergangene Woche kletterte der Erzeugerpreis schließlich auf 13 Euro. „Die Fischer schaffen es mit den derzeitigen Preisen gut, trotz der geringen Fänge über die Runden zu kommen“, sagt Oberdörfer. Dennoch sei die Situation auch für sie unbefriedigend, wenn sie – überspitzt formuliert – auf dem Kutter „jede Krabbe einzeln nach unten in den Kühlraum bringen können“.
Trotz des Preises verlangen viele Kunden an den Hamburger Landungsbrücken weiterhin Krabbenbrötchen. „Leute, die die Krabbe wirklich mögen, nehmen den Preis in Kauf“, sagt eine „Brücke 10“-Mitarbeiterin.
Die Fischer hoffen derweil, dass die Fangmenge im Spätsommer wieder steigt. „Zwei Drittel der Jahresmenge wird im zweiten Halbjahr gefangen“, sagt Oberdörfer. Dann haben sich die Bestände vielleicht erholt.