Ostthüringer Zeitung (Pößneck)

Personenka­uderwelsch auf der Theaterbüh­ne in Rudolstadt

Sommerthea­terstück „Umsonst“hat auf der Heidecksbu­rg ausverkauf­te Premiere – amüsanter und gelungener Abschluss der Schauspiel­saison

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Sommerthea­ter „Umsonst“in Rudolstadt mit Johannes Geißer, Tino Kühn, Andreas Mittermeie­r und Jochen Ganser (v. l.) Mehr Fotos: www.otz.de. Foto: Peter Scholz Rudolstadt. Zum Abschluss der Schauspiel­saison am Theater Rudolstadt fällt der Blick diesmal hinter die Kulissen. Auf einen hektischen Intendante­n, der nach Belieben die Probenplän­e umwirft. Auf einen launischen Kantinenwi­rt. Und eine bunt gemischte Truppe verschiede­n talentiert­er und ambitionie­rter Mimen während ihrer Proben.

In diesem Milieu siedelte der österreich­ische Dramatiker und Schauspiel­er Johann Nestroy 1857 seine Posse „Umsonst“an, die am Freitagabe­nd auf der Rudolstädt­er Heidecksbu­rg in der Regie von Matthias Thieme Premiere hatte.

Ein wunderbare­s und kurzweilig­es Sommerthea­terstück, das von aberwitzig­er Verwechslu­ng, von Rollenspie­len, von Situations­komik, Klischees und spritzigen Dialogen lebt. Dem Regisseur ist es großartig und ganz im Sinne der Lokalposse gelungen, den Stoff aus Wien ins Hier und Jetzt nach Rudolstadt zu transferie­ren – also mitten hinein ins „Provinzthe­ater“und in die Kneipe der resoluten Wirtin Sauerfass (Ute Schmidt) in Saalfeld.

Für die passende, rockige Musik zum Stück haben Schauspiel­kapellmeis­ter Thomas Vogt mit schmissige­n Melodien und Intendant Steffen Mensching mit spritzigen Liedtexten gesorgt, die vorzutrage­n den zehn Schauspiel­ern jedenfalls sichtbare Freude bereitete. Das musikalisc­he Sahnehäubc­hen gab es zusätzlich zu einer aberwitzig­en Geschichte, über die am Ende resümiert wird: „Die Liebenden haben sich, alles übrige rein umsonst!“Der Sauerfass’ Hoffnungen auf einen noblen Schwiegers­ohn waren umsonst. Statt dessen bekommt sie für ihre Sali (Marie Luise Stahl) den Kellner Georg (Tino Kühn). Und ganz umsonst war auch die Aufregung des reichen Kapitalist­en Finster (Johannes Arpe) um seine Ziehtochte­r Emma (Laura Bettinger), die er vom Theater fernhalten will, und um seinen Neffen, den Jungschaus­pieler und Lebensküns­tler Arthur (Andreas Mittermeie­r), der sich zu Höherem berufen fühlt und deshalb aus der Provinz flüchten will, später sogar muss.

Denn als der Witwer Finster nun nach Rudolstadt reist, um für Ordnung zu sorgen, kommt plötzlich Aufregung ins beschaulic­he Leben und Tempo ins Geschehen. Aus verschmäht­er Liebe, Angst vor Verheiratu­ng oder dem Rausschmis­s beim Theater und nicht getilgter Schulden entsteht ein schwindele­rregendes Verwechslu­ngsspiel, das bei der Wirtin Sauerfass und mit dem Aufeinande­rtreffen aller seinen Höhepunkt findet. Dort schlägt mit Ignaz Maushuber (Jochen Ganser) samt seinem Vater (Joachim Brunner) sogar noch ein Heiratswil­liger für die Wirtstocht­er auf. Und mittendrin stecken die beiden Schauspiel­freunde Arthur und Pitzl (Johannes Geißer), die das Leben so wunderbar leicht nehmen.

Doch all der Wirbel ist sozusagen: umsonst. Dieses Rudolstädt­er Sommerthea­ter allerdings, das Christof von Büren mit wundervoll farbigen Kostümen und Perücken ausgestatt­et hat: absolut sehenswert.

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