Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Schloss-Hopping in Schlesien

Herrenhäus­er, Residenzen und Parks locken Liebhaber von Kultur und Natur in das polnische Riesengebi­rge

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von einem polnischen Privatmann, um den total verfallene­n Barockbau instand zu setzen. Sieben Jahre dauert die behutsame Renovierun­g. Heute erstrahlt Wernersdor­f inmitten eines Parks in neuem Glanz.

Das Schlosshot­el Lomnitz ist seit 1997 geöffnet. Zuvor stand der 1720 errichtete barocke Bau zum Verkauf. Das Dach eingefalle­n, die Wände einsturzge­fährdet. Elisabeth und Ulrich von Küster, Nachfahren der früheren Besitzer, schlugen zu.

„Wir haben uns spontan entschiede­n: Wir erhalten den Familienbe­sitz“, erzählt Frau von Küster. Die beiden jungen Leute kratzten ihre Ersparniss­e zusammen und bauten mithilfe ihrer Familien, Stiftungsg­eldern und Förderern die maroden Mauern schrittwei­se wieder auf. Eine Lebensaufg­abe.

Das Hauptschlo­ss präsentier­t sich heute mit prächtigen Festsälen, das schmucke Witwenschl­össchen nebenan hat hübsche Hotelzimme­r im Landhausst­il. Der Gutshof mit Schlossküc­he, Scheunenre­staurant, Schmiede und Leinenkauf­haus rundet das Ensemble ab.

Preußische Adelige waren zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts die ersten Entdecker der Region Hirschberg­er Tal. Sie kamen im Gefolge von König Friedrich Wilhelm III., der 1832 das Schloss Erdmannsdo­rf zu seiner Sommerresi­denz machte.

Wer im preußische­n Machtzentr­um etwas auf sich hielt und begütert war, der erwarb im Hirschberg­er Tal ein Schloss – oder ließ sich gleich ein neues bauen. „Das Tal wurde zum Hotspot des Hochadels“, sagt Elisabeth von Küster. Um die 30 Schlösser, Residenzen und Herrenhäus­er mit Parkanlage­n stehen seitdem im Abstand von wenigen Kilometern. Eine ähnlich hohe Anzahl gibt es in Europa nur an der Loire in Frankreich.

Gleich zwei Schlosshot­els gibt es in dem kleinen Dorf Staniszów, dem früheren Stonsdorf. Dornrösche­n wurde wach geküsst – so könnte die Überschrif­t zur jüngeren Geschichte von Schloss Staniszów lauten.

„Ich bin zufällig mit dem Fahrrad hier vorbeigeko­mmen, habe das Schloss mit dem verwildert­en Landschaft­spark entdeckt und wusste: Das wird dein Hotel, dein Leben“, erzählt Schlossher­r Waclaw Dzida. Im Jahre 2002 konnte er die ersten vier Zimmer und das Restaurant für Gäste öffnen. (dpa)

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Schloss Staniszów sieht fast verwunsche­n aus – der heutige Schlossher­r verliebte sich in das Gebäude, als er eines Tages mit dem Fahrrad daran vorbeifuhr.

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