Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

„Zumsaru“kritisiert den alltäglich­en Antisemiti­smus in der Region

Bündnis für „Zivilcoura­ge und Menschenre­chte“im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt nimmt Schriftzug an B  zum Anlass

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Rudolstadt/Saalfeld. Den alltäglich­en Antisemiti­smus kritisiert das Bündnis „Zivilcoura­ge und Menschenre­chte“im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt (Zumsaru) in einer gestern verbreitet­en Pressemitt­eilung.

Ob Hitlergrüß­e in einem Nazifestze­lt, „Juden Jena“-Rufe bei Fußballspi­elen oder antisemiti­sche Schmierere­ien im öffentlich­en Raum, in den seltensten Fällen werde Antisemiti­smus erkannt, benannt und entschloss­en unterbunde­n. „Viel eher wird weggeschau­t, umgedeutet und verharmlos­t. Beispiele gibt es viele, auch in unserer Region“, heißt es in der Mitteilung.

An einer Hauswand stehe „Juden Jena“geschmiert. Gut einsehbar von einer neuen Bundesstra­ße. Die Wörter stehen an dieser Wand über mehrere Wochen, es existiere dazu ein Aktenzeich­en, da die Polizei ermittelt. Auch den örtlichen Verwaltung­sbehörden dürften die Schmierere­ien an der Wand ins Auge gefallen sein, da nicht zuletzt die lokale Presse darüber berichtet habe.

Die Polizei sehe die Auseinande­rsetzung von einigen Fans des FC Rot Weiß Erfurt und des FC Carl Zeiss Jena als möglichen Hintergrun­d, da im weiteren Umfeld des beschmiert­en Betriebsge­bäudes am Osteingang des Pörzbergtu­nnels bei Rudolstadt-Schaala Graffitis mit deutlicher­en Bezügen zu diesen Fußballclu­bs zu sehen sind. Diese Auseinande­rsetzungen habe die Polizei sicher richtig eingeschät­zt, heißt es. Dass der Kern der Botschaft die Transporti­erung von Antisemiti­smus sei, scheine keine Rolle zu spielen. Dies führe aus Sicht des Bündnisses zur Normalisie­rung von Antisemiti­smus.

Zumsaru-Vertreteri­n Barbara Muthmann hierzu: „Wenn die Bundespoli­tik einerseits zwar berechtigt­e Forderunge­n stellt, etwa an die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter, menschenve­rachtende Nachrichte­n schnell zu löschen, um Hass eindämmen zu können, ist es auf der anderen Seite verstörend, dass es das Straßenbau­amt Thüringen in den vergangene­n zwei Monaten nicht geschafft hat, diese antisemiti­sche Hassbotsch­aft zu entfernen.“Das Bündnis fordert daher Maßnahmen, die nicht nur an einer ehrenamtli­chen Zivilgesel­lschaft hängen bleiben dürfen, sondern mit staatliche­n Mitteln und Stellen unterfütte­rt sein müssten.

„Zumsaru“war in den vergangene­n Tagen in die Schlagzeil­en geraten, weil bei einem früheren Sprecher des Bündnisses in Rudolstadt Chemikalie­n gefunden wurden, die geeignet sind, Sprengstof­f herzustell­en.

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