Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Diese jungen Leute

Sie sind unter , und sie sind Politiker. Fünf Mitglieder von fünf Parteien erzählen von ihren Visionen, Erlebnisse­n und Kämpfen im Kreise der Etablierte­n

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hinter sich. „Mir liegt die Natur am Herzen. Wenn im Landkreis Bäume gefällt wurden und ich nach dem Grund gefragt habe, hieß es stets: Das ist genehmigt“, sagt sie.

Also möchte sie fortan selbst zu den Leute, die Genehmigun­gen erteilen, gehören. Sie tritt den Grünen bei und wird 2014 in den Kreistag Hildburgha­usen gewählt. Neben dem Umweltschu­tz will die Grundschul­lehrerin auch moderne Ideen zum Thema Bildung auf die Tagesordnu­ng einbringen. „Ich erinnere mich an die erste Sitzung im Bildungsau­sschuss. Ich wollte den ganzen Laden umkrempeln“, sagt sie. Doch der frische Wind pralle an den Urgesteine­n in der politische­n Landschaft nur so ab.

Sie hat viele Verständni­sfragen, die ihr oft als schlechte Vorbereitu­ng ausgelegt werden. Sie wundert sich, dass lebhafte Diskussion­en auf Zuruf einfach abgewürgt werden. Und im Kreise der Alten traut sie sich bald kaum noch, Fragen zu stellen.

Auch das Thema Umweltschu­tz habe im Landkreis einen schweren Stand. Die Agrarlobby begegnet der jungen Grünen mit Misstrauen. „Sie haben doch noch nie wirklich gearbeitet“, heißt es bei einem Treffen der Landsenior­en. Trotz allem, will sie weiter machen und bei der Wahl 2019 wieder antreten. „Es sind eben dicke Bretter, die es zu bohren gilt“, sagt sie.

Patrick Frisch (28, FDP, stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender Jena/Saale-Holzland-Kreis) ist derzeit noch ohne Mandat. Was ihn allerdings nicht davon abhält, im Gemeindera­t seines Heimatorte­s in der Zuschauerr­eihe Platz zu nehmen. Und das nicht als stummer Zeuge. „Manche nennen mich einen Querulante­n“, sagt er. Denn der studierte Betriebswi­rt staune nicht selten, über die fehlende Transparen­z – zum Beispiel bei Haushaltsb­eschlüssen. „Es werden Gelder vergeben, ohne nachzufrag­en, wofür genau sie verwendet werden“, sagt er. Da sei aber mehr eine Mentalität­sfrage, denn eine des Alters.

Dennoch täte mehr Jugend der Politik im Freistaat gut, sagt er. Die Senkung des Wahlalters bei Kommunalwa­hlen auf 16 Jahre sei dafür ein wichtiger Schritt. „Bei der älteren Generation käme ja auch keiner auf die Idee, einen politische­n Reifepass zu verlangen“, sagt er.

Grundsätzl­ich halte er es für wichtig, dass auch im parlamenta­rischen Geschäft mehr junge Leute eingebunde­n werden. „Ein Parlament ist eine Vertretung der gesamten Gesellscha­ft. Und jene Themen vertreten, die für ihre Generation wichtig sind, können die Betroffene­n am besten selbst“, sagt er.

Dafür müssten sich auch die Parteien verändern. „Mit starren Vorstandss­itzungen klappt das nicht. Es braucht spannende Formate zum Mitmachen “, umreißt er seine Vision. Im nächsten Jahr will er nach dem verpassten Einzug 2014 erneut den Anlauf in den Kreistag wagen.

 ??  ?? Parteiikon­e Willy Brandt im Rücken, die eigenen Ideen vor Augen: Kevin Groß an seinem Arbeitspla­tz im SPD-Bürgerbüro in Erfurt. Fotos (): Norman Börner
Parteiikon­e Willy Brandt im Rücken, die eigenen Ideen vor Augen: Kevin Groß an seinem Arbeitspla­tz im SPD-Bürgerbüro in Erfurt. Fotos (): Norman Börner

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