Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Das fliegende Kanzleramt
Die Lufthansa Technik baut derzeit einen Airbus A für die Bundesregierung um. Ein Besuch vor Ort
sein. Natürlich gehören Waschräume und Toiletten dazu, auf den Einbau einer Dusche wurde aber verzichtet. Es wird einen Ruhe- und Arbeitsbereich geben.
Treibstoff für 5000 Kilometer Reichweite
„Wir haben die Aufgabe, einen Coming-Home-Effekt zu erzielen“, sagt Pries. Also einen Wiedererkennungseffekt. Die Inneneinrichtung ähnele daher der Optik der anderen Maschinen der Bundeswehr-Flotte.
Von einer herkömmlichen Passagiermaschine unterscheidet sie sich durch einige Besonderheiten. So ist ein zusätzlicher 160 Liter fassender Wassertank eingebaut worden. „Damit können wir uns für längere Strecken bevorraten. Es gibt Flughäfen, an denen wir kein Wasser aufnehmen möchten“, sagt Brakonier. Auch für Kerosin wurden zwei Zusatztanks in den Frachtraum eingebaut, die jeweils 3000 Liter Treibstoff fassen. Dank des zusätzlichen Sprits wird die Reichweite auf gut 5000 Kilometer gesteigert – allerdings machen sie auch ein höheres maximales Startgewicht erforderlich. Das erfordert weitere Verstärkungen: So wurden am Fahrwerk und an den Flügelvorderkanten stabilere Elemente montiert. Zusatzantennen sorgen für moderne Kommunikationsmöglichkeiten an Bord.
Auch in der Kabine gibt es eine Spezialität. „Wir statten die Maschine so aus, dass man sie in einen Med-Evac-Bereich umwandeln kann“, sagt von Puttkamer. Med Evac steht für medizinische Evakuierung von verletzten Personen. Sie können an Bord mit Sauerstoff versorgt und aus Krisenregionen ausgeflogen werden. Letztlich gibt es auch eine bundeswehrspezifische Ausstattung, sagt Brakonier: „Wir haben auch militärische Komponenten an Bord – aber welche das sind, bleibt Geheimsache.“Stets parallel zum DCheck und zum Einbau der VIPKabine läuft die Modernisierung. Die Monteure bauen vom Hersteller neu entwickelte Teile ein. Zudem erfolgt eine Harmonisierung der Flotte. Es werden Komponenten verwendet, die bereits in anderen Airbus-Maschinen der Typen A319 und A340 vorhanden sind. „Die Anordnung der Bedienelemente ist zu 80 bis 90 Prozent in den Maschinen gleich“, sagt Brakonier. Dadurch seien die Grundabläufe identisch. „Wir können Piloten und Crews auf beiden Flugzeugmustern einsetzen.“Das senke die Betriebskosten.
Der Einbau der Kabine ist in den nächsten Wochen der Schwerpunkt. Danach wird der Jet, der im Jahr 2000 bei Airbus fertig wurde, lackiert. Statt des Schriftzuges „Lufthansa“wird dann „Bundesrepublik Deutschland“auf der Maschine stehen, die eine schwarz-rot-goldene Fahne als „Bauchbinde“erhält. Anschließend wird sie geprüft. „Die zivile Zulassung wollen wir im August erreicht haben“, sagt Pries. Einen Monat später soll die militärische Zulassung erfolgen, dann kommt sie zum Kunden.
Business as usual ist dieser A321 auch für die LufthansaTechnik-Mitarbeiter nicht, auch wenn sie im VIP-Bereich häufig mit prominenten Kunden zu tun haben. Pries: „An einer Regierungsmaschine zu arbeiten, ist schon etwas Besonderes. Das macht die Mitarbeiter stolz.“