Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Ein Punkt für die Seele
Kämpferische Eisenacher Handballer trotzen dem Tabellendritten Lübeck-Schwartau beim : ein lebenswichtiges Unentschieden ab
Saison an der Wartburg typischen Lauf zu nehmen schien. Doch die Blau-Weißen, angetrieben vom kongenialen Duo Meoki/Schliedermann stemmten sich mit Macht gegen den Untergang.
47 Sekunden vor dem Ende lag das Schicksal in den Händen von Matthias Gerlich. Und Eisenachs Rückraumshooter, nach langer Verletzung noch sichtlich gehandicapt, behielt von der 7m-Linie die Nerven – Ausgleich zum 23:23. Noch aber war mit Ballbesitz für Schwartau mehr als eine halbe Minute zu spielen – im modernen Handball eine Ewigkeit. Doch die Hausherren ließen keinen zielführenden Angriff der Gäste mehr zu. Erstmals seit Weihnachten gingen die Eisenacher in heimischer Halle nicht als Verlierer vom Parkett.
Mag der Zähler auch angesichts der Konstellation im LigaKeller und der gleichzeitigen Punktgewinne der Konkurrenz als zu wenig erscheinen – für die Seele ist er unbezahlbar. „Wir haben einen Punkt mehr als vor dem Anpfiff“, resümierte deshalb Arne Kühr und fügte hinzu: „Die Mannschaft lebt, die Mannschaft arbeitet, die Mannschaft will.“
Eisenachs Trainer sah mit den 1400 auf den stimmungsvollen Rängen – unter ihnen Ex-Coach Peter Rost – eine bemerkenswert geschlossene Teamleistung. Natürlich: die große handballerische Elle wollte und sollte niemand anlegen. Die feine spielerische Klinge blieb stumpf. Aber wie die Eisenacher in der Abwehr zupackten und sich aus allen kleinen Tiefs gemeinsam herauszogen, verdient Respekt. So stand der 19-jährige Pascal Küstner für den ab der 25. Minute nach der zweiten Zeitstrafe rotgefährdeten Schliedermann in der Deckungsreihe seinen Mann – und zugleich symbolisch für den Eisenacher Kampf.
„Wir haben in der Abwehr einen Riesenschritt nach vorn gemacht“, sagte Stanislaw Gorobtschuk, mit 13 gehaltenen Bällen ein großer Rückhalt und seinem hoch dotierten Gegenüber Dennis Klockmann jederzeit ebenbürtig. Und Eisenachs Keeper öffnete für ein paar Momente sein Innerstes, sprach von der „härtesten Saison seines Lebens“. Er bezog es selbstkritisch auf die eigene Leistung, aber auch auf die den ThSV seit langer Zeit prägenden Ungewissheiten im Umfeld. Was er am meisten vermisst? „Ein gewachsenes Gefüge, auch in der Mannschaft. Wenn ich weiß, ich kämpfe für einen Freund, geht auch im Handball vieles leichter.“