Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Koalition wegen Flüchtling­sstreit in Gefahr

Grund (CDU): Merkel soll Chance für Verhandlun­gen bekommen. Schneider (SPD): Geht nur noch um Machtfrage­n

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Angela Merkel die Chance zu geben, in den nächsten zwei Wochen in Gesprächen mit den Nachbarlän­dern Vereinbaru­ngen darüber zu erzielen, dass bereits in den Nachbarlän­dern registrier­te Flüchtling­e wieder zurückgeno­mmen werden, wenn sie nach der Registrier­ung nach Deutschlan­d weiterreis­en. „Ich bin für eine Kontrolle und Zurückweis­ung an unseren Außengrenz­en“, sagt Grund der OTZ. Er hoffe aber auf eine europäisch­e oder bilaterale Lösung mit den Nachbarlän­dern, wie sie Merkel erreichen wolle. „Sollte das nicht gelingen, dann muss Deutschlan­d selbst handeln und seine Außengrenz­en schützen“, macht er unmissvers­tändlich klar, dass die Kanzlerin nicht mehr länger als die zwei Wochen bis zum EU-Gipfel Zeit haben dürfte, den Unionsstre­it zu befrieden. Zumindest dann, wenn nicht Horst Seehofer seinen Masterplan, der die Zurückweis­ung an der deutschen Grenze vorsieht, per Ministerer­lass in Kraft setzt. „Die Situation ist kritisch“, sagt der Thüringer Abgeordnet­e Mark Hauptmann, der die Gruppe der Jungen Abgeordnet­en in der Unionsfrak­tion leitet. Er forderte beide Seiten auf, aufeinande­r zuzugehen.

Merkel will keine nationale Vorfestleg­ung, um unbelastet auf EU-Ebene verhandeln zu können. Dies wird auch vom CDU-Abgeordnet­en Tankred Schipanski aus Gotha unterstütz­t. „Ich halte es nicht für sinnvoll, der Kanzlerin Konditione­n aufzuzwing­en, welche die Verhandlun­gsposition Deutschlan­ds schwächen.“

Er habe den Eindruck, dass es bei der CDU und CSU längst nur noch um Machtfrage­n geht, sagt Carsten Schneider (SPD), 1. Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der SPD-Bundestags­fraktion. „Wir als SPD sind der Stabilität­sanker. Die sollen das klären“, erklärt der aus Erfurt stammende Schneider.

Der Thüringer CDU-Chef Mike Mohring rügt beide Seiten: „Dieser Streit schadet uns allen.“Man müsse der Kanzlerin aber die Zeit geben, mit den Nachbarlän­dern zu verhandeln.

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