Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Blütenpracht und Uromas Wäsche
Zum Tag der offenen Gärten wird am Sonntag in Rudolstadt eingeladen – Familie Bock aus Volkstedt ist mit dabei
Rudolstadt. Der Weg in den Garten führt unter einem Laubengang mit wildem Wein hindurch. Vom Ende aus öffnet sich dem Betrachter ein Blick in sattes Grün, gepaart mit unzähligen Rot- und Rosétönen der Rosen sowie zartem Gelb, Weiß und Hellblau der Hortensien. Dazwischen laden kleine Sitzecken zum Verweilen ein. es gibt unendlich viel zu e cken. Liebevoll arrangierte waren, kleine Schilder mit ten Sprüchen und immer w Gefäße mit blühendem In halt. Dazu gesellen sich manch illustre Gestalten, vom Hausherren persönlich geschnitzt aus Holz.
„Was für ein schöner Ort“, möchte man ausrufen. „Ja, das hören wir oft“, sagen die Besitzer dieses Prachtgartens, Heidi und Dieter Bock. Und das nicht nur von Familie und Freunden, die hier regelmäßig zu Besuch sind. Auch Fremde kommen in den Genuss, sich umzusehen in dieser Idylle. Zum Beispiel beim Tag der offenen Gärten.
Da kann die Zahl der Besucher schnell in die Hunderte gehen. „Das Schöne ist, es kommen nur die, die sich dafür interessieren“, sagt Heidi Bock. Sie freut sich auf die Gespräche. Oft beginnen diese mit den Worten. „Da steckt aber viel Arbeit drin“. Ja, tut es. „Unsere grüne Hölle hat uns ganz schön im Griff“, lacht sie. Und betont zugleich „Aber es ist nicht so, dass es in Schwerstarbeit ausartet. Wir wollen das ja so“.
Die Arbeit wird zwischen dem Paar ganz klassisch geteilt. Er ist zuständig für alles Handwerkliche, für den Rasen, das Beschneiden der Bäume. „Ich krabble dann durch die Beete“, so die Hobbygärtnerin. Wegfahren im Sommer kommt für beide nicht in Frage. „Am Stand würde ich mich nur langweilen“, meint sie. Und er: „Wenn wir irgendwo hinfahren, dann, um uns etwas anzuschauen.“Gerne auch andere Gärten.
Oft werden die Bocks auch gefragt, woher sie die Ideen haben. „Das ist so gewachsen“, sagten sie. Zu DDR-Zeiten war das alles Nutzgarten. Gemüse, Obstbäume, Kartoffeln. Kaninchenstall, Hühner, Tauben. „So bin ich hier groß gewor den“, sagt Heidi Bock. Dann, vor 20 Jahren etwa, begann die Umgestaltung. Die Gemüsebeete verschwanden. Dafür entstand eine hübsche Ecke nach der anderen.
Doch wer meint, damit ist das Sehenswerte auf dem Bock’schen Grundstück erschöpft, der irrt. Hinter dem Haus, dort wo zu DDR-Zeiten Holz und Kohle lagerte, kann jetzt ein kleines Privatmuseum mit
„Uromas Leib- und Küchenwäsche“besichtigt werden. Jede Menge Hemden, Höschen, Schürzen, Hand- und Tischtücher, dazu Küchenutensilien aus längst vergessenen Zeiten, Besticktes und Umhäkeltes gibt es zu entdecken. Über Generationen angesammelt. Die meisten der Stücke hier haben zwei Kriege und die 78 Jahre danach überstanden. „Wir hatten hier schon Schulklassen und Kindergartengruppen zu Gast. Sogar eine Zeugnisausgabe fand hier schon statt. Außerdem kommen Frauengruppen und viele ältere Leute, die sich erinnern. Und wieder sind die Reaktionen vielfältig. „Das kenne ich aus meiner Kindheit“. Oder: „So was hatten wir daheim auch, aber es wurde alles weggeschmissen“. Manche sagen auch: „Ihr seid verrückt.“
Wegschmeißen kommt für Heidi und Dieter Bock nicht in Frage. Im Gegenteil. Das Museum wächst und wächst um manches schöne Stück. Mitgebracht von Besuchern. „Bei euch weiß ich es gut aufgehoben“, sagen diese dann.
Besichtigt werden kann das kleine Museum auf Anfrage unter der Telefonnummer (03672) 35 01 28. Auf jeden Fall aber am kommenden Sonntag. Dann werden zum Tag der offenen Gärten wieder viele Gartenliebhaber unterwegs sein. Und auch bei den Bocks in Volkstedt am Bahndamm 27 einen Stopp einlegen.