Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)

Das Dilemma der CSU

- Von Bernd Hilder

In Bayern sind Staatsfina­nzen und Infrastruk­tur top. Die Wirtschaft blüht. Die Arbeitslos­igkeit ist gering. In vielen Kategorien steht Bayern an der Spitze. Diesen Erfolg kann die dauerregie­rende CSU für sich reklamiere­n. Trotzdem droht ihr ein Wahldesast­er weit jenseits der bisherigen absoluten Mehrheit. Nicht historisch­e Siege und langfristi­ge Spitzenbil­anzen sind für Wähler entscheide­nd, sondern aktuelle Stimmungen.

Die erfolgsver­wöhnte CSU steckt in einem Dilemma, verursacht von Angela Merkel. Folgt sie der verheerend unsortiert­en Migrations­politik der Kanzlerin, verliert sie traditione­lle Stammwähle­r und macht die AfD stark. Nicht umsonst hat Merkel bei der Bundestags­wahl in Bayern wenig eingefahre­n. Legt sich der taumelnde CSUVorsitz­ende Seehofer aber mit Merkel an, verliert er Stimmen der Merkel-Fans, vorzugswei­se an die Grünen.

In dieser unkomforta­blen Situation schart sich die CSU hinter dem neuen Ministerpr­äsidenten Markus Söder, der auf dem CSU-Parteitag als Hoffnungst­räger in der Not gefeiert wurde. Gleichzeit­ig sinkt Seehofers Stern rapide. Er hat sich zu oft als Papiertige­r im Gezänk mit der stoisch unkooperat­iven Kanzlerin verheddert.

Es rächt sich nun, dass Seehofer nicht auch den Parteivors­itz an Söder abgetreten hat. Kann die CSU den Umfragetre­nd nicht umdrehen, könnte Söder nach einer Wahlpleite mit einer Koalitions­regierung wohl weitermach­en. Für Seehofer würde es sehr eng.

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