Ostthüringer Zeitung (Rudolstadt)
Das Dilemma der CSU
In Bayern sind Staatsfinanzen und Infrastruktur top. Die Wirtschaft blüht. Die Arbeitslosigkeit ist gering. In vielen Kategorien steht Bayern an der Spitze. Diesen Erfolg kann die dauerregierende CSU für sich reklamieren. Trotzdem droht ihr ein Wahldesaster weit jenseits der bisherigen absoluten Mehrheit. Nicht historische Siege und langfristige Spitzenbilanzen sind für Wähler entscheidend, sondern aktuelle Stimmungen.
Die erfolgsverwöhnte CSU steckt in einem Dilemma, verursacht von Angela Merkel. Folgt sie der verheerend unsortierten Migrationspolitik der Kanzlerin, verliert sie traditionelle Stammwähler und macht die AfD stark. Nicht umsonst hat Merkel bei der Bundestagswahl in Bayern wenig eingefahren. Legt sich der taumelnde CSUVorsitzende Seehofer aber mit Merkel an, verliert er Stimmen der Merkel-Fans, vorzugsweise an die Grünen.
In dieser unkomfortablen Situation schart sich die CSU hinter dem neuen Ministerpräsidenten Markus Söder, der auf dem CSU-Parteitag als Hoffnungsträger in der Not gefeiert wurde. Gleichzeitig sinkt Seehofers Stern rapide. Er hat sich zu oft als Papiertiger im Gezänk mit der stoisch unkooperativen Kanzlerin verheddert.
Es rächt sich nun, dass Seehofer nicht auch den Parteivorsitz an Söder abgetreten hat. Kann die CSU den Umfragetrend nicht umdrehen, könnte Söder nach einer Wahlpleite mit einer Koalitionsregierung wohl weitermachen. Für Seehofer würde es sehr eng.